Zahl der Infizierten steigt sprunghaft - Erste «Corona-Kriminalität»

Die Zahl der Corona-Infizierten macht in Hamburg einen großen Sprung
nach oben. Hintergrund sei ein Softwarefehler, erklärt die
Gesundheitssenatorin. Die meisten Hamburger halten sich an die
Anordnungen der Behörden, aber es gibt auch «Corona-Kriminalität».


Hamburg (dpa/lno) - Der Anstieg der bestätigten Corona-Infizierten
hat sich in Hamburg innerhalb eines Tages mehr als verdoppelt. Am
Montag hatte die Gesundheitsbehörde 102 neue Fälle bekannt gegeben,
am Dienstag 248. Die Gesamtzahl der Infizierten stieg auf 1237.
Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) erklärte den
starken Anstieg mit einem Softwareproblem. Tatsächlich seien es in
den vergangenen Tagen jeweils rund 150 Neuinfizierte gewesen. Hamburg
erfasse die neuen Fälle täglich, die vom Robert-Koch-Institut zur
Verfügung gestellte Software habe jedoch nicht richtig funktioniert.

Von den Infizierten sind 72 in stationärer Behandlung, 18 befinden
sich auf einer Intensivstation. Am Vortag waren 55 Personen in
stationärer Behandlung, davon 14 auf einer Intensivstation. Hinzu
kommen zurzeit vier weitere Intensivpatienten von außerhalb Hamburgs.
Die Hamburger Krankenhäuser verfügen über 640 Intensivbetten mit
Beatmungsgeräten. Diese Kapazitäten könnten nach Angaben der
Senatorin verdoppelt werden, sofern die Geräte dafür vorhanden sind.

Die sich ausbreitende Pandemie hat nach Angaben von Hamburgs
Innensenator auch Auswirkungen auf die Kriminalität. «Wir stellen
fest, dass es eine neue Corona-Kriminalität gibt», sagte Andy Grote
(SPD). So würden Betrüger sich als Mitarbeiter des Gesundheitsamtes
ausgeben. «Wir haben auch falsche Polizisten, die sich mit einer
Corona-Erläuterung Zutritt zu Wohnungen verschaffen wollen.» Grote
rief die Bürger dazu auf, «sehr, sehr vorsichtig» zu sein. Bei
anderen Delikten sei hingegen ein Rückgang der Fälle zu beobachten.

Hinsichtlich der Einhaltung der Kontakteinschränkungen zur Eindämmung
der Pandemie seien die Übertretungen «sehr überschaubar». Seit Mont
ag
sei eine «mittlere zweistellige Zahl» von Verstößen festgestellt
worden, die zu Strafanzeigen geführt habe. In der Regel hätten sich
die Betroffenen einsichtig gezeigt, sagte Grote.

Auf die Kriminalstatistik wirken sich die verordneten Beschränkungen
des öffentlichen und privaten Lebens positiv aus, wie ein
Polizeisprecher sagte. «Grundsätzlich haben wir allgemein einen
Rückgang bei den Delikten.» Auch die Zahlen wegen häuslicher Gewalt
seien nicht gestiegen. Selbst Einbrüche in Ladengeschäfte scheinen
für Einbrecher, die sich sonst auf Wohnhäuser konzentriert haben,
kein Thema zu sein.

Unterdessen wurden die Tarifverhandlungen für die 140 000
Beschäftigten der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie aufgrund
drängender Beschäftigungsprobleme bis Ende des Jahres ausgesetzt. Der
bisherige Tarifvertrag werde bis dahin fortgeschrieben, teilten die
Tarifpartner in Hamburg mit.

Die evangelische Bischöfin Kirsten Fehrs wandte sich mit einer
Hoffnungsbotschaft an die Unternehmer und Arbeitnehmer in ihrem
Sprengel Hamburg und Lübeck. Die Kirche stehe «in Gedanken und
Gebeten an ihrer Seite», schrieb die Bischöfin an die etwa 650
Empfänger ihrer Botschaft.

Die eigentlich für die kommenden Wochen geplanten
Erstkommunionsfeiern im Erzbistum Hamburg müssen verschoben werden.
Bis zum 30. April werden alle Gottesdienste, Versammlungen,
Veranstaltungen und Sitzungen jeglicher Art abgesagt, teilte das
Erzbistum mit. Dazu gehören auch Feiern der Erstkommunion und
Firmungen.