Bahn gibt Mitarbeitern mehr Flexibilität in Corona-Krise

Keine betriebsbedingten Kündigungen, Freiraum für Kinderbetreuung und
um zu Hause zu bleiben: Die Deutschen Bahn reagiert auf die Krise.
Auch Ihr Chef macht gerade Homeoffice.

Berlin (dpa) - Die Beschäftigten der Deutschen Bahn müssen keine
betriebsbedingten Kündigungen aus Anlass der Corona-Krise fürchten.
Der Konzern und die Gewerkschaften haben dies jetzt in einer
Vereinbarung ausgeschlossen, die der Deutschen Presse-Agentur
vorliegt. Sie regelt auch zusätzliche Arbeitsbefreiungen für
Beschäftigte mit Kindern, Entgeltfortzahlungen, flexiblen Ausgleich
versäumter Arbeitszeiten und sichert die Mitsprache der Betriebsräte
bei Kurzarbeit. Das Bundesunternehmen hat in Deutschland rund 200 000
Mitarbeiter.

Auch das Management muss improvisieren: Vorstandschef Richard Lutz
hat sich vorsorglich in häusliche Quarantäne begeben, wie die Bahn am
Dienstag mitteilte. In Lutz' direktem beruflichen Umfeld sei eine
Person positiv auf das neuartige Coronavirus getestet worden. Die für
diesen Donnerstag geplante Bilanz-Pressekonferenz sagte die Bahn ab.
Stattdessen werde schriftlich informiert. Der Aufsichtsrat hält an
diesem Mittwoch seine reguläre Sitzung per Videokonferenz ab.

«Die Bahn ist Teil der Lebensadern dieses Landes», heißt es in der
Vereinbarung des Konzerns mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft
(EVG) und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) mit Datum

vom 19. März. Gemeinsames Ziel sei es, während der Corona-Krise die
Gesundheit der Mitarbeiter und ihrer Familien sowie der Kunden zu
schützen und den Bahnbetrieb so lange und so gut wie möglich aufrecht
zu erhalten.

«Es ist ein wichtiges Signal, dass wir in der Krise zusammenhalten
und im Schulterschluss für die DB-Beschäftigten vorangehen», sagte
Personalvorstand Martin Seiler. Lokführer könnten nicht im Homeoffice
arbeiten, für die Beschäftigten sei ein sehr gutes Ergebnis erzielt
worden, betonte die GDL. Wenn nötig, werde nachgesteuert, ergänzte
die EVG. Sie kündigte an, sich nun bei den übrigen Bahn- und
Bus-Unternehmen um entsprechende Vereinbarungen zu bemühen.

Mitarbeiter der Deutschen Bahn können nun bis Ostern bis zu 15 Tage
von der Arbeit befreit werden, wenn die Betreuung ihrer Kinder bis
zwölf Jahren weggefallen ist und sie ihre Tätigkeit nicht zu Hause
verrichten können. Das Gehalt wird dabei weitergezahlt. Beschäftigte
können flexibel ihre Arbeitszeitkonten nutzen, um zu Hause zu
bleiben. In besonderen Härtefällen soll ein Verzicht darauf möglich
sein, dass Stunden nachgearbeitet werden.

Die Regelungen gelten bis Ende Juli. Gewerkschaften und Konzern haben
vereinbart, während der Krise im Austausch zu bleiben. Die
Vereinbarung soll je nach Entwicklung verlängert werden können. Der
Konzern will außerdem Betriebsratsbeschlüsse auch dann anerkennen,
wenn sie in Video- oder Telefonkonferenzen gefasst wurden, wie der
Konzernbetriebsrat mitteilte.