Zwei freie Plätze zwischen den Bundestagsabgeordneten

Berlin (dpa) - «Social Distancing» im Bundestag: Wegen
Ansteckungsgefahr gilt bei der Plenarsitzung am Mittwoch eine
besonders strenge Sitzordnung. Auf vielen blauen Abgeordneten-Stühlen
wurden am Dienstag Zettel mit der Aufschrift «Bitte freilassen»
verteilt, damit zwischen den einzelnen Parlamentariern möglichst zwei
Plätze unbesetzt sind und sie auch nicht direkt vor- oder
hintereinander sitzen. Außerdem werden Plätze auf der Tribüne
reserviert, die üblicherweise den Besuchern vorbehalten sind.

Auch in anderen Bereichen gelten besondere Sicherheitsregeln: So
stehen zwei der vier Eingänge zum Plenarsaal die ganze Zeit offen,
damit niemand die Türen berühren muss. Zudem werden die beiden
offenen Türen mit «Eingang» und «Ausgang» gekennzeichnet, damit
Begegnungen beim Rein- und Rausgehen vermieden werden. Um bei der
namentlichen Abstimmung zur Schuldenbremse genug Abstand halten zu
können, stehen die Wahlurnen außerhalb des Plenarsaals, weil in der
Lobby mehr Platz ist. Zudem erhalten die Redner ihr Wasser nicht wie
sonst im Glas, sondern in einem Pappbecher. Außerdem wird das
Rednerpult nach jedem Wechsel desinfiziert.

An diesem Mittwoch will der Bundestag im Schnellverfahren mehrere
Gesetze verabschieden, die die finanziellen Folgen der
Corona-Pandemie abmildern sollen. Um die grundgesetzlich
vorgeschriebene Schuldenbremse zu umgehen, ist allerdings die
sogenannte Kanzlermehrheit notwendig - dafür müssen mindestens 355
der 709 Abgeordneten zustimmen. Eine Plenarsitzung mit
Minimalbesetzung - wie ursprünglich angedacht - ist daher nicht
möglich. Viele Parlamentarier wollen die Debatte allerdings in ihren
Büros am Fernseher verfolgen und erst zu den Abstimmungen im Saal
erscheinen.