Sachsen hilft Italien in Corona-Krise - Mehrheit befolgt Vorgaben

Italien ist besonders schwer vom Coronavirus gezeichnet. Deshalb ist
das Land auf Hilfe anderer angewiesen und bekommt nun auch
Unterstützung aus Sachsen. Derweil hält sich die große Mehrheit der
Bürger im Freistaat inzwischen an die Vorgaben der Behörden.

Dresden (dpa/sn) - Sachsen will Corona-Patienten aus Italien in
seinen Krankenhäusern aufnehmen und kommt damit einer Bitte der
Regierung in Rom nach. Wie Sachsens Ministerpräsident Michael
Kretschmer (CDU) am Montag in einer Video-Pressekonferenz sagte,
werden sechs Italiener dazu in den Freistaat geflogen und hier am
Universitätsklinikum Dresden und am Helios Klinikum Leipzig versorgt.


Die Krankenhäuser in Sachsen hätten signalisiert, dafür Kapazitäten

zu haben, sagte Kretschmer. Zudem könnten sächsische Ärzte durch die

Behandlung der Patienten lernen. Es sei ein ganz wichtiges Zeichen,
dass man jetzt zusammenhalte und anderen helfe, betonte er. «Wir sind
hier in der EU, wir sind in Europa und da gebietet es, dass wir
solidarisch miteinander sind», ergänzte Gesundheitsministerin Petra
Köpping (SPD).

Köpping zufolge wurden in Sachsen bis Montag 865 Infektionsfälle
registriert, die meisten davon in Dresden (183), Zwickau (175) und
Leipzig (161). Es gebe nur einen klinisch schweren Verlauf. Sechs
Menschen würden mit einer Lungenentzündung auf der Infektionsstation
in Chemnitz liegen. Die Situation sei insofern gut, dass das
Durchschnittsalter der Erkrankten mit 55 Jahren relativ niedrig ist.
Sie könnten das leichter verarbeiten als Menschen hohen Alters.

Kretschmer zufolge will Sachsen viel Aufwand darauf verwenden, die
Infektionsketten nachzuvollziehen. Es gelte feststellen, welche
Personen Kontakt mit einem Infizierten hatten und diese in Quarantäne
zu bringen. Dafür werde man auch zusätzliches Personal bereitstellen:
«Die Ausbreitung, die Frage, wie hoch am Ende der Ausschlag wird,
hängt genau von diesem Punkt der Nachverfolgung ab.» Zugleich will
der Freistaat die Kapazitäten für Coronatests noch einmal verdoppeln.

Nach den Worten von Innenminister Roland Wöller (CDU) wurden seit
Inkrafttreten der verschärften Bestimmungen in Sachsen am Sonntag
neun Straftaten im Zusammenhang mit dem Coronavirus registriert,
darunter sieben Verstöße gegen das Infektionsschutzgesetz. «Das
zeigt, dass sich die überwiegende Mehrheit sehr verantwortungsbewusst
zeigt, sich an die Vorgaben hält, sich und andere schützt.»

Wöller äußerte sich auch zur Kooperation mit Tschechien. Das
Nachbarland habe angekündigt, über Monate hinweg die Grenzkontrollen
zu verschärfen. Es sei noch nicht ganz klar in welcher Weise das
geschehe, sagte er. Dem Vernehmen nach solle aber ein Kernbereich von
Grenzgängern ausgenommen werden. Das betreffe vor allem Pflegekräfte,
Ärzte und Krankenhauspersonal. Man stehe im Austausch mit der
Regierung in Prag, um den Grenzverkehr offen zu halten: «Wir prüfen
gerade, ob wir für die tschechischen Bürger, die in Sachsen arbeiten,
gegebenenfalls Übernachtungsmöglichkeiten schaffen können.»

Seit Montag bearbeitet die Sächsische Aufbaubank Anträge auf
Unterstützung klein- und mittelständischer Firmen mit einem
Jahresumsatz von bis zu einer Million Euro. Darauf ging Kretschmer
noch einmal extra ein. Der Freistaat verlange für die zinslosen
Darlehen von den Antragstellern keine Vorleistungen und wolle nur
wissen, wofür das Geld verwendet wird. Firmen könnten bis zu 50 000
Euro, in Ausnahmefällen auch bis 100 000 Euro erhalten. Die Laufzeit
liege bei acht Jahren, drei Jahre lang müsse nicht getilgt werden.

Kretschmer zufolge soll eine Rückzahlung ohnehin nur dann anstehen,
wenn die betroffenen Firmen wieder gut aus der Krise herauskommen.
«Wir wollen für diejenigen, die das nicht können, die Schwierigkeiten

haben, dieses Darlehen in einen Zuschuss umwandeln», sagte er.
Insgesamt stehen ihm zufolge 120 Millionen Euro zur Verfügung.