FIFA-Chef Infantino sieht Chance nach Corona: «Schritt zurück machen »

Zürich (dpa) - FIFA-Präsident Gianni Infantino sieht die Corona-Krise
als Chance, den Fußball der Zukunft zu verändern. Dabei denkt der
Schweizer über eine Verkleinerung des Kalenders nach. «Vielleicht
können wird den Fußball reformieren, indem wir einen Schritt zurück
machen», sagte Infantino anlässlich seines 50. Geburtstags am Montag
in einem Interview der italienischen Tageszeitung «Gazzetta dello
Sport» und schlug vor: «Weniger Turniere, dafür interessantere.
Vielleicht weniger Teams, dafür größere Ausgeglichenheit. Weniger
Spiele, um die Gesundheit der Spieler zu schützen, dafür umkämpftere

Partien.»

Kurz darauf wurde Infantino vom Präsidenten der spanischen Profiliga,
Javier Tebas, für seine Reformpläne scharf kritisiert. «Infantino
will den Fußball zerstören, den die Geschichte aufgebaut hat»,
schrieb Tebas auf Twitter. Die Aussagen des Schweizers seien
«unangebracht». Ironisch fügte der Spanier hinzu: «Aber er hat re
cht:
Fangen wir an mit der Streichung von FIFA-Terminen mit Spielen, die
nicht interessieren, von WM-Spielen, die nicht interessieren. Von
Club-WMs, die nicht interessieren.»

Zuletzt hatte der Chef des Fußball-Weltverbandes Pläne für eine neue,

größere Club-WM vorangetrieben, an der nun 24 Mannschaften teilnehmen
sollen. Weil jüngst aber die kontinentalen Meisterschaften in Europa
und Südamerika jeweils um ein Jahr auf 2021 verschoben worden waren,
kann das Vereinsturnier der FIFA nun nicht an dem geplanten Termin
stattfinden. Infantino hofft auf eine baldige Neu-Ansetzung seines
Herzensprojekts und hat auch einen anderen Spieltermin in nächsten
Jahr nicht aufgegeben. «Wir werden bald entscheiden, ob wir die erste
Ausgabe 2021, 2022 oder spätestens 2023 haben werden», sagte er.

Zugleich unterstrich Infantino, dass die Zwangspause im Fußball wegen
der Covid-19-Pandemie erst beendet werden soll, wenn es kein Risiko
mehr gibt. «Wir sagen ganz klar: Es wird erst wieder gespielt, wenn
dies möglich ist, ohne jemanden gesundheitlich zu gefährden.»

Der FIFA-Präsident kündigte zudem an, wegen der Verzögerungen im
Spielbetrieb der nationalen Ligen die Transferfenster und andere
Fristen im Sommer zu überprüfen. «Es braucht harte Maßnahmen», sa
gte
er. «Aber wir haben keine Wahl. Wir müssen alle Opfer bringen.» Die
Wahl, wann Transfer stattfinden können, obliegt den nationalen
Verbänden.