Wegen Coronavirus: Polens Opposition fordert spätere Präsidentenwahl

Warschau (dpa) - Wegen der Schutzmaßnahmen gegen eine Ausbreitung des
Coronavirus hat die Präsidentschaftskandidatin von Polens größter
Oppositionspartei, Malgorzata Kidawa-Blonska, eine Verlegung der
Präsidentenwahl gefordert. «Diese Wahlen müssen zu einem späteren
Zeitpunkt stattfinden. Wir haben eine Krise zu bekämpfen», sagte die
Kandidatin der liberalkonservativen Bürgerkoalition (KO) der Zeitung
«Rzeczpospolita» (Montagsausgabe). Auch andere oppositionelle
Bewerber dringen darauf, die für den 10. Mai geplante Wahl eines
neuen Staatsoberhaupts auf den Herbst zu verlegen.

Die nationalkonservative Regierungspartei PiS sperrt sich jedoch
dagegen. Es sei noch zu früh für eine solche Entscheidung, sagte
Vize-Regierungschef Jaroslaw Gowin am Montag laut Nachrichtenagentur
PAP. «Man muss alles tun, damit die Wahlen am 10. Mai stattfinden
können.» Amtsinhaber Andrzej Duda, der aus den Reihen der PiS stammt,
führt derzeit in allen Umfragen vor seinen Mitbewerbern.

Um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen, hatte Polen vor
zehn Tagen das öffentliche Leben stillgelegt. Bildungseinrichtungen,
Restaurants und Läden mit Ausnahme von Lebensmittelgeschäften und
Apotheken sind geschlossen. Große Versammlungen sind untersagt.

Alle Bewerber haben angekündigt, dass sie auf größere
Wahlkampftreffen verzichten werden. Keiner ihrer Gegenkandidaten
mache derzeit Wahlkampf - mit Ausnahme von Amtsinhaber Andrzej Duda,
kritisierte Kidawa-Blonska. «Statt seine Pflichten als Präsident zu
erfüllen, fährt er durchs Land und gefährdet sich, seine Mitarbeiter

und andere.» Auch der Kandidat der konservativen Bauernpartei,
Wladyslaw Kosiniak-Kamysz, warf Duda unzulässige Profilierung vor dem
Hintergrund der Coronavirus-Epidemie vor.

Um die Präsidentenwahl zu gewinnen, muss ein Kandidat im ersten
Wahlgang mindestens 50 Prozent der Stimmen bekommen. Erhält keiner
ausreichend Stimmen, ist für den 24. Mai eine Stichwahl angesetzt.