Auch Syrien meldet ersten Coronavirus-Fall

Damaskus (dpa) - Als eines der letzten Länder in der arabischen Welt
hat auch Syrien seinen ersten Coronavirus-Fall gemeldet. Betroffen
davon sind die Gebiete unter Kontrolle der Regierung. Es handele sich
um eine etwa 20 Jahre alte Person, die aus dem Ausland eingereist
sei, erklärte der syrische Gesundheitsminister Nisar Yasidschi, wie
die staatliche Agentur Sana am Sonntagabend meldete. Aus welchem Land
der Patient nach Syrien gekommen ist, blieb zunächst unklar.

In dem wirtschaftlich geschwächten Bürgerkriegsland herrscht große
Sorge, dass sich das neuartige Virus Sars-CoV-2 verbreiten könnte.
Vor allem unter den Hunderttausenden Vertriebenen in den verbliebenen
Gebieten unter Kontrolle von Regierungsgegnern könnte ein Ausbruch
verheerende Folgen haben. Allein seit Anfang Dezember ist nach
UN-Angaben fast eine Million Menschen im Nordwesten Syriens vor
Kämpfen und Bombardierungen Richtung Grenze der Türkei geflohen.

In den dortigen Rebellengebieten herrscht große humanitäre Not. Es
fehlt an Essen, Unterkünften, Heizmaterial, aber vor allem an
medizinischer Versorgung. Viele Kliniken wurden bei Luftangriffen
Syriens oder seines Verbündeten Russland beschädigt und sind außer
Betrieb. Hilfsorganisationen warnen, sollte sich das Virus dort
ausbreiten, könnten viele Menschen sterben. Die Kontakte zwischen den
Gebieten der Regierung und Rebellen sind jedoch sehr begrenzt.

Das Land ist wegen Sanktionen international weitgehend isoliert. Auch
der benachbarte Libanon hat wegen der Corona-Pandemie seine Grenzen
geschlossen. Syrien pflegt jedoch gute Kontakte zum Iran, der von der
Lungenkrankheit besonders stark betroffen ist.

Die Regierung in Damaskus hat alle Schulen geschlossen und auch den
öffentlichen Transport gestoppt, um eine Ausbreitung des Virus zu
verhindern. Syrien leidet infolge des mehr als neunjährigen
Bürgerkriegs und der Sanktionen unter einer schweren
Wirtschaftskrise.