Zugang zu Schwangerschaftsabbruch wegen Corona-Virus eingeschränkt

Gießen (dpa) - Ärzte sorgen sich wegen der Corona-Krise um ungewollt
schwangere Frauen, die einen Abbruch planen. Es könne sein, dass
diese wieder zu unsicheren Abtreibungsmethoden griffen, «mit der
Gefahr von gesundheitlichen Schäden wie Entzu?ndungen, Sterilität,
Blutungen, bis hin zum Tod», erklärte die Gießener Ärztin Kristina

Hänel am Sonntagabend gemeinsam mit einem Netzwerk aus Ärzten, die
die Eingriffe anbieten.

Derzeit gebe es große Einschränkungen in Beratungsstellen sowie
Praxen und Kliniken. Zu befürchten sei zugleich, dass es wegen der
Ausgangsbeschränkungen zu mehr unerwu?nschten Schwangerschaften
infolge einer Zunahme häuslicher und sexueller Gewalt komme.

Das Netzwerk aus Ärzten und Verbänden wie Pro Familia fordert unter
anderem, Videoberatung oder telefonische Beratung der Frauen zu
ermöglichen. Ansonsten müssten die vor den Eingriffen vorgeschriebene
Pflichtberatung und die Wartefrist ausgesetzt werden. Medikamentöser
Schwangerschaftsabbruch zu Hause mit telemedizinischer Begleitung
solle bis Ende der neunten Woche zugelassen und die Eingriffe sollten
als notwendige medizinische Leistungen im Sinne der
Pandemiebestimmungen anerkannt werden.

Das Oberlandesgericht Frankfurt hatte im vergangenen Juli die
Verurteilung von Kristina Hänel wegen unerlaubter Werbung für
Schwangerschaftsabbrüche aufgehoben. Hintergrund war die seit Ende
März geänderte Rechtslage. Das Landgericht Gießen befasste sich
erneut mit dem Fall und verurteilte Hänel zu einer geringeren
Geldstrafe. Hänel will bis vor das Bundesverfassungsgericht gehen.