Thüringer Handwerk unterschiedlich von Corona-Krise betroffen

Erste Kosmetik- und Friseursalons haben schon Kurzarbeit für ihre
Beschäftigten beantragt, weil sie wegen der Corona-Pandemie ihre
Geschäfte schließen müssen. Andere Handwerksbetriebe können
weiterarbeiten.

Gera/Suhl (dpa/th) - Die Corona-Pandemie hat viele Handwerksbetriebe
in Thüringen kalt erwischt. Unter den staatlich angeordneten
Schließungen von Geschäften leiden nach Beobachtungen der
Handwerkskammern vor allem Friseur- und Kosmetiksalons. Auch das
Lebensmittelhandwerk wie Fleischer und Bäcker verzeichne teilweise
deutliche Auftragseinbrüche, obwohl sie ihre Geschäfte weiter öffnen

dürften, sagte der Sprecher der Handwerkskammer Ostthüringen, André
Kühne, der Deutschen Presse-Agentur. Keine größeren Problem gebe es
nach derzeitiger Kenntnis bei Bauhandwerkern wie Maurern,
Dachdeckern, Zimmerleuten, Elektrikern und Klempnern.

Bei der Ostthüringer Kammer haben sich nach Angaben des Sprechers in
den vergangenen Tagen bereits mehr als 1000 Handwerker gemeldet, ihre
Probleme geschildert und um Unterstützung gebeten. Die
Auftragsrückgänge durch die Corona-Krise bei Bäckern oder Fleischern

erklärte sie damit, dass viele dieser Unternehmen normalerweise das
Catering für Veranstaltungen übernehmen. «Deshalb gibt es auch da bei

Einzelnen existenzielle Sorgen», sagte Kühne.

Viele am Bau tätigen Betriebe arbeiten derzeit noch auf Grundlage
ihrer zuletzt sehr gut gefüllten Auftragsbücher, sagte der Sprecher
der Handwerkskammer Südthüringen, André Kudernatsch. Für
Bauhandwerker sei es auch deutlich einfacher als etwa für Kosmetiker
oder Friseure, einen größeren Sicherheitsabstand zum Schutz vor
Ansteckung zwischen sich und den Kunden zu halten.

Trotzdem empfiehlt die Kammer auch Bauhandwerkern, sich vor jedem
Kundenbesuch nach möglichen Corona-Verdachtsfällen im Umfeld der
Kunden zu erkundigen. Auch sollten sie wo immer möglich
Schutzhandschuhe tragen, auch bei Arbeiten, bei denen das unter
normalen Umständen nicht nötig sei. Zudem sollten sie
Desinfektionsmittel mit sich führen und benutzen.

Kudernatsch zufolge sind auch bei Handwerksunternehmen, die derzeit
noch weiter arbeiten dürfen, die Sorgen groß. «Teilweise kommt es
bereits zu Lieferengpässen beim Material», sagte er. Auch Aufträge
aus der Industrie blieben aus. Zudem gebe es Personalprobleme, weil
viele Mitarbeiter wegen geschlossener Kindergärten und Schulen die
Betreuung ihrer Kinder zu Hause übernehmen müssten.

Wie lange die Baubranche noch relativ unbeschadet von der
Corona-Krise wird arbeiten können, hängt nach Einschätzung der beiden

Kammern auch wesentlich davon ab, wann in Thüringen wieder so etwas
wie Alltag einkehrt. Zudem sei entscheidend, wie stark sich die Krise
auf die Investitionsbereitschaft von privaten Auftraggebern und der
öffentlichen Hand auswirke.