DFB-Psychologe Hermann: Ungewissheit trifft auch Fußball-Profis

Mannheim (dpa) - Für Nationalmannschafts-Psychologe Hans-Dieter
Hermann haben Fußball-Profis im Umgang mit den Auswirkungen der
Coronavirus-Pandemie keine generellen Vorteile. «Die Situation der
Ungewissheit trifft alle, da sind Profis keine Ausnahme. Wie man am
besten damit umgeht, kommt auf den Typ des einzelnen Profis an»,
sagte Hermann in einem Interview der Zeitung «Mannheimer Morgen».
Lobend äußerte sich der 59-Jährige über Aktivitäten vieler
DFB-Akteure.

«Aber prinzipiell ist das, was einige Nationalspieler tun, aus meiner
Sicht genau das Richtige: Sie trainieren zu Hause, engagieren sich
für soziale Projekte über das Internet, sie spenden, machen anderen
Mut und übernehmen in ihrem Einflussbereich Verantwortung, zum
Beispiel, indem sie ihre Follower auffordern, sich an die derzeitig
notwendigen Regeln zu halten. Statt einfach abzuwarten, sind sie
aktiv und initiativ. Das ist gut für die Gesellschaft, aber das ist
auch gut für ihre eigene Psyche», sagte Hermann.

Einen Verlust des Teamgeistes in der Fußball-Nationalmannschaft durch
die möglicherweise lange Länderspielpause nach der EM-Absage für
diesen Sommer befürchtet Hermann nicht. «Ich empfinde das nicht als
heikel, die Mannschaft hat aus psychologischer Sicht definitiv die
Reife, das gut zu überstehen. Zudem steht die Mannschaft über ihre
gemeinsame App regelmäßig miteinander in Kontakt, tauscht sich aus,
plant gemeinsam mit Oliver Bierhoff (Nationalmannschaftsmanager, d.
Red.) Aktionen und konkrete Unterstützung für andere. Auch das trägt

zum Teamgeist bei», sagte Hermann.