EM-Klassiker, Handball-Finale, Talkrunden: Was Sport-Fans noch gucken Von Florian Lütticke, dpa

EM-Halbfinale 1996 gegen England. Höhepunkte der WM-Geschichte.
Klassiker abseits des Fußballs. Hintergründiges und Gesprächsrunden.

Auch wenn der Live-Sport in der Corona-Krise zum Erliegen gekommen
ist, gibt es für Hardcore-Fans immer noch ein Alternativprogramm.

Berlin (dpa) - Coronavirus-Krise bedeutet für alle Fans auch
Sport-Entzug. Keine Fußball-Bundesliga, keine Champions League, keine
Tennisturniere, keine Formel 1. Auch wenn es in Zeiten der Pandemie
viel Wichtigeres gibt - zumindest für ein wenig Ablenkung ist für
Zuschauer auf dem heimischen Sofa dennoch gesorgt, selbst wenn es so
gut wie keine Livebilder mehr gibt. Ein Streifzug durch die
Highlights der Fernsehsender, Pay-TV-Kanäle, Streamingdienstleister
und anderer Anbieter - ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

HISTORISCHES IN KOMPLETTER LÄNGE:

Im Zuge des Sport-Shutdowns öffnen Verbände und Fernsehsender ihre
Archive. Die ARD präsentiert im Netz einen Höhepunkt der deutschen
Länderspiel-Geschichte: Seit vergangenem Samstag gibt es auf
«sportschau.de» das EM-Halbfinale 1996 gegen Gastgeber England mit
dem Original-Kommentar von Gerd Rubenbauer. Handball-Fans konnten ab
Sonntagnachmittag auf der gleichen Plattform beim deutschen
EM-Finalsieg 2016 gegen Spanien in Erinnerung schwelgen. Das Angebot
des Deutschen Fußball-Bunds ist nichts für Bayern-Anhänger: Auf
YouTube demütigt Borussia Dortmund die Münchner im DFB-Pokalendspiel
von 2012 mit 5:2.

Der Weltverband FIFA präsentiert auf der Internetseite «fifa.com» und

seinem YouTube-Kanal Klassiker aus der WM-Geschichte. Zwar konnte
sich beim ersten Fanvoting der deutsche Finalsieg gegen Argentinien
2014 nicht gegen das Gruppenspiel Spanien gegen Niederlande
durchsetzen (1:5 mit dem legendären Flugkopfball von Robin van
Persie). Doch bei den vollständigen Aufzeichnungen «von mehr als 30
unvergesslichen Spielen» - so die Eigenwerbung - dürften auch
Auftritte des DFB-Teams dabei sein.

Die nordamerikanischen Profiligen NBA und NFL setzen ebenfalls auf
komplette alte Spiele. Basketball-Fans können nach Registrierung 30
Tage lang kostenlos den League Pass nutzen und sowohl NBA-Spiele der
unterbrochenen Saison als auch Klassiker von Michael Jordan & Co.
sehen. In der American-Football-Liga NFL haben Anhänger außerhalb der
USA bis zum 31. Juli unentgeltlichen Zugriff auf die vergangene
Saison.

Auf der kostenpflichtigen Internet-Plattform MagentaSport gibt es für
Eishockey-Cracks vom 3. April an zunächst die Playoff-Halbfinalserie
der Deutschen Eishockey Liga zwischen München und Augsburg und
anschließend die Finalspiele der Münchner gegen Mannheim aus der
Vorsaison. Eurosport präsentiert im laufenden Programm unter anderem
Höhepunkte der Grand-Slam-Turniere 2019 im Tennis und Radsport.

DOKUMENTATIONEN:

Der kostenpflichtige Video-Streamingdienst Netflix ist bekannt für
Kinofilme, hat aber auch Sportdokus im Angebot. In der sehenswerten
dreiteiligen Miniserie «Der Mörder in Aaron Hernandez» geht es um den

Weg des gleichnamigen früheren Football-Profis vom umjubelten
Passempfänger zum verurteilten Mörder. In 20 Episoden bietet die
Serie «Formula 1 Drive to Survive» Hochglanz-Einblicke mit reichlich
Pathos in die vergangene Saison der Motorsport-Königsklasse.

Abonnenten von DAZN können beispielsweise in
«Showtime.Lakers.Hollywood!» die erste Saison von
Basketball-Nationalspieler Moritz Wagner in der NBA nachvollziehen.
In «Being Mario Götze» porträtiert Regisseur Aljoscha Pause den
Torschützen des Finals der WM 2014.

Sport1 präsentiert am 29. März (16.15 Uhr) in «Inside United Volleys
»
Einblicke beim Frankfurter Volleyball-Bundesligisten. Rauer geht es
beim kostenpflichtigen Angebot ran Fighting zu, das unter anderem
Dokumentationen zum Thema Mixed Martial Arts zeigt.

TALKS: 

Wenn auch kein Fußball mehr gespielt wird, wird immer noch drüber
gesprochen. Nach dem Jubiläum bei der 1000. Auflage setzt Sport1 auch
in der spielfreien Zeit weiter auf den Doppelpass. Zudem werden auch
frühere Ausgaben der Talkrunde gezeigt.

SPORT-SENDUNGEN:

Die öffentlich-rechtlichen Sender setzen ebenfalls weiter auf ihre
sportlichen Institutionen. Samstagabends ist das ZDF-«Sportstudio» zu
sehen, zudem zeigt die «Sportreportage» sonntags (17.10 Uhr)
Hintergründiges. Die ARD-«Sportschau» wird kommenden Samstag in
gekürzter Version ausgestrahlt (18.00 - 18.20 Uhr), am 4. April gibt
es das Feature «Gold in Tokio - Das Erfolgsgeheimnis der deutschen
Kanuten».

Da beim Pay-TV-Sender Sky fast alle Live-Sportübertragungen
ausfallen, macht das Unternehmen seinen Kunden das
Unterhaltungs-Angebot mit Filmen und Serien zugänglich. Der frei zu
empfangende 24-Stunden-Sportnachrichtensender Sky Sport News HD läuft
wie bisher. Seit Samstagmorgen sind auf Sky zudem Highlights aus der
Bundesliga-Historie und Zusammenfassungen spektakulärer Spiele wie
dem 4:3 von Eintracht Frankfurt gegen den 1. FC Kaiserslautern aus
dem März 1991 zu sehen. Mit dieser Partie begann das damalige
Premiere seine regelmäßigen Live-Übertragungen aus der Bundesliga.

LIVE: 

Wie das gesellschaftliche Leben ist auch der Sport fast komplett zum
Erliegen gekommen. Wer gar nicht ohne Live-Fußball auskommen kann,
wird aber immer noch fündig - zum Beispiel in Australien. Die
Bezahlanbieter Sportdigital und DAZN zeigen am Montag die A-League
mit Spielen zur deutschen Frühstückszeit. Das Kandidatenturnier der
Schach-Großmeister in Jekaterinburg ist im Internet unter anderem auf
YouTube kostenfrei zu sehen - auf «chess24.com» kommentiert sogar
Weltmeister Magnus Carlsen.

E-SPORT:

E-Sport hat im Vergleich zu anderen Sportarten einen großen Vorteil:
Spiele können auch von Zuhause vor dem eigenen PC stattfinden.
Turniere werden wegen des Coronavirus derzeit im Online-Modus ohne
direkten Kontakt ausgetragen. Bei Sky Sport sollte am Sonntagabend
der Große Preis von Bahrain als virtuelles Formel-1-Rennen gezeigt
werden, auch der deutsche Rennfahrer Nico Hülkenberg wollte an dem
Gaming-Event teilnehmen. Erstmals zeigt Sport1 am 5. April (ab 22.00
Uhr) Matches der größten Liga im Counter-Strike, einem Egoshooter.
Weiter wöchentlich ist auf ProSieben Maxx donnerstags (23.10 Uhr) ein
Magazin zum E-Sport zu sehen.