Social Media, Putzen, leere Kassen - Museen in Zeiten von Corona Von Dörthe Hein, dpa

Sachsen-Anhalts öffentliches Leben ist eingefroren. Im verordneten
Corona-Schlaf sind auch die Museen. Mit ihrem Publikum bleiben sie
auf andere Weise in Kontakt.

Wernigerode/Dessau-Roßlau/Halle (dpa/sa) - Sie peppen ihren
Social-Media-Auftritt auf, putzen Vitrinen und Ausstellungsräume und
planen für die Zeit danach: Sachsen-Anhalts Museen haben spätestens
am Mittwoch wegen des Coronavirus ihre Pforten geschlossen. Wann sie
wieder öffnen können, ist unklar. Fest steht: Ihnen gehen massiv
Einnahmen verloren, die Kosten jedoch bleiben.

Unter dem Hashtag #closedbutopen versucht das KUNSTMUSEUM MORITZBURG
in Halle die Aufmerksamkeit für seine große Fotoschau mit Werken von
Karl Lagerfeld aufrecht zu erhalten. «Wir wollen die zu Hause
Gestrandeten mit wertvollen Inhalten versorgen», sagte Museumschef
Thomas Bauer-Friedrich. Das erste Video sei gleich nach der
Schließung gelaufen. Täglich gibt es neue Posts. Und es folgen auch
Inhalte, die speziell Kindern und Jugendlichen Kunst vermitteln.

Die Moritzburg hat wie alle Museen der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt
schon seit Samstag vor einer Woche geschlossen. Die große Fotoschau
mit Werken von Karl Lagerfeld war nicht einmal eine Woche zu sehen -
da kam die Schließung. Regulär läuft die Ausstellung bis zum 23.
August. Bauer-Friedrich sagte, sie könne aber verlängert werden.
Eventuell werde nach der Wiedereröffnung auch an Wochenenden länger
geöffnet. Bauarbeiten etwa an einem neuen Fahrstuhl liefen in der
Moritzburg aber weiter.

Das BAUHAUS MUSEUM DESSAU und die historischen Bauhausbauten sind
seit dem 14. März geschlossen, um das Ansteckungsrisiko für Besucher
zu minimieren. «Für die Öffentlichkeit sind nun alle Gebäude
geschlossen, trotzdem geht die Arbeit hinter den Kulissen weiter. Wir
nutzen die Zeit, um beispielsweise Wartungsarbeiten oder kleinere
Reparaturen durchzuführen», erklärte eine Sprecherin.

Zudem werde die Zeit kreativ genutzt. «Um mit unseren Gästen in
Kontakt zu bleiben, bespielen wir unsere Social-Media-Kanäle stärker
und probieren neue Formate aus.» Unter dem Titel «Aus der Vitrine -
digital» würden besondere Stücke aus der Sammlung via Facebook,
Instagram und Youtube vorgestellt.

«Wie hoch die Ausnahmeausfälle sind, ist momentan noch nicht
abschätzbar», erklärte die Sprecherin weiter. Bei den Ticketkäufen

und Buchungen für Gruppenführungen gebe es zahlreiche Stornierungen.
«Das ist bitter - insbesondere nach dem sehr großen Erfolg des
Bauhausjubiläums im vergangenen Jahr.»

Sachsen-Anhalts besucherstärkstes Museum, SCHLOSS WERNIGERODE im
Harz, hat am Dienstag seine Räume für Besucher geschlossen. «Man kann

noch von Glück sagen, dass der März der besucherschwächste Monat im
Jahr ist», sagte Christian Juranek, Geschäftsführer der Schloss
Wernigerode GmbH mit rund 30 Mitarbeitern. Falle das Ostergeschäft
weg, werde das «dramatisch». Er erwäge Kurzarbeit. Juranek sagte,
jede Woche, die er nicht öffnen könne, bedeute einen Verlust von gut
50 000 Euro. Und selbst wenn das Museum wieder öffnen dürfe, werde es
eine Zeit dauern, bis alles wieder normal laufe. «Es wird ein sehr
allmählicher Anlauf sein.»

VIELE KLEINE MUSEEN ÜBERALL IM LAND nutzen die Zeit der zwangsweisen
Schließung, um liegengebliebene Arbeiten zu erledigen, sagte die
Geschäftsführerin des Museumsverbands Sachsen-Anhalt, Susanne
Kopp-Sievers. Als Beispiele nannte sie die Bearbeitung von
Schenkungen, Dokumentation und Digitalisierung. Texte für neue
Ausstellungen würden geschrieben und Leihanfragen beantwortet. «Es
werden Dinge gemacht, die sonst nicht sichtbar sind.» Und es werde
die Zeit fürs Putzen genutzt, es stünden Grundreinigungen an,
Vitrinen würden wieder auf Hochglanz gebracht.

Der KULTURSTIFTUNG SACHSEN-ANHALT, zu der insgesamt neun Museen
gehören, könnten bei einer Schließzeit von zwei bis drei Monaten
geschätzt bis zu einer Million Euro Einnahmen entgehen, sagte der
stellvertretende Generaldirektor Claus Rokahr. Die Kosten hingegen
liefen weiter. Und bislang liefen auch die Bauarbeiten an Burgen,
Schlössern und Domen. Auch Bauingenieure seien im Homeoffice, Treffen
an den Baustellen fänden mit großer Vorsicht nur in kleinen Gruppen
statt. Es müsse aber auch darauf geachtet werden, dass Rechnungen
geprüft und bezahlt würden, die die Firmen stellten. Deshalb gebe es
im Hauptsitz der Stiftung auf Schloss Leitzkau noch eine kleine
Besetzung.