Krankenhäuser müssen bei Patienten schon jetzt auswählen

1815 Intensivbetten gibt es in Hessen. Normal sind Sie zu 79 Prozent
ausgelastet. Wenn viele Menschen wegen des Coronavirus beatmet werden
müssen, wird das nicht reichen. Wie rüsten die Kliniken auf?

Eschborn (dpa/lhe) - Die große Welle von Corvid-19-Patienten wird
erst noch erwartet, aber schon jetzt spüren Patienten in Hessen die
Folgen. Nach einer Verordnung der Landesregierung müssen die Kliniken
planbare Operationen und Eingriffe, die derzeit medizinisch nicht
notwendig sind, verschieben. «Eine der Schwierigkeiten dabei ist,
dass wir nicht wissen, wie lange wir aufschieben müssen», sagte der
Präsident der Hessischen Krankenhausgesellschaft, Christian
Höftberger, der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

«Wir prüfen jeden Tag nach ärztlichem Ermessen, auf Sicht fahrend:
Ist der Eingriff medizinisch jetzt dringend geboten?», erläutert der
Regionaldirektor der hessischen Asklepios Kliniken. «Die Frage, die
sich Ärzte stellen: Was passiert, wenn ich die anstehende Behandlung
verschiebe? Wird das Problem größer? Werden die Schmerzen mehr? Liegt
sich der Patient vielleicht wund? Ist ein kleiner Eingriff jetzt
etwas, was sich in zwei Monaten zu einem großen Thema entwickelt
hat?» Die Ärzte in den Kliniken träfen nach der hessischen Verordnung

diese Entscheidung.

Hintergrund ist, dass dadurch Kapazitäten frei gehalten werden sollen
für die große Zahl der zu erwartenden Patienten mit Corvid-19. Das
reicht nach Einschätzung von Epidemiologen aber nicht aus. Daher
müssen auch in Hessen die Kliniken neue Kapazitäten aufbauen, vor
allem für Patienten, die beatmet werden müssen. «Wir nehmen derzeit
jedes Beatmungsgerät, das wir kriegen können», sagte Höftberger.
Reservegeräte würden in Betrieb genommen, neue angekauft, Personal
verschoben und nachgeschult.

Aktuell gibt es in Hessen nach Angaben der Krankenhausgesellschaft
1815 Intensivbetten, die normalerweise zu 79 Prozent ausgelastet
sind. Sie sind standardmäßig mit Beatmungsmaschinen ausgerüstet. Dazu

kommen etwa 1400 Beatmungsgeräte in anderen Krankenhausbereichen.
Zusätzlich habe Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) 10 000
Beatmungsgeräte für Hessen angeschafft. «Aber wir brauchen noch mehr

als diese Beatmungsgeräte», glaubt Höftberger. «Die große Frage f
ür
uns Krankenhäuser ist: Wie kriegen wir rechtzeitig das Geld dafür?»