Daimler-Betriebsratschef: Corona-Krise nicht in zwei Wochen erledigt

Daimler fährt als Reaktion auf die Coronavirus-Pandemie die
Produktion in Europa herunter - mit schwer absehbaren Folgen.
Betriebsratschef Brecht warnt: Wer glaubt, das Thema sei schon bald
abgehakt, liegt falsch.

Stuttgart (dpa) - In der Autoindustrie wird die Coronavirus-Krise
nach Ansicht von Daimler-Gesamtbetriebsratschef Michael Brecht tiefe
Spuren hinterlassen - und nicht so schnell zu überwinden sein. «Es
soll jetzt niemand glauben, dass das in zwei Wochen erledigt ist»,
sagte Brecht der Deutschen Presse-Agentur. Daimler produziere nun
einmal Autos und Nutzfahrzeuge. «Woher sollte ich im Moment den
Glauben nehmen, dass die Leute in einigen Wochen wieder massenhaft
Autos kaufen?» Was die Regierung derzeit unternehme, um das
öffentliche Leben herunterzufahren, sei richtig und notwendig. Aber
als Folge werde sich eine Wirtschaftskrise entwickeln.

Daimler hat die Produktion in Europa für zunächst zwei Wochen
weitgehend gestoppt - Verlängerung je nach Entwicklung der Lage nicht
ausgeschlossen. Man wolle die Belegschaft schützen und dazu
beitragen, die Infektionsketten zu unterbrechen, hieß es zur
Begründung. Und auch dass nun eine Phase mit niedrigerer Nachfrage
bevorsteht, hat der Konzern schon angedeutet.

Die Beschäftigten federn die Zwangspause vorerst mit Urlaub oder dem
Abbau von Zeitkonten ab. Brecht geht aber davon aus, dass danach
Kurzarbeit notwendig sein wird. «Wir haben die Voraussetzungen dafür
geschaffen, dass wir ab der dritten Woche in Kurzarbeit gehen
können», sagte er. «Und meine persönliche Meinung ist: Das wird
passieren.»

Zugleich betonte er: «Das ist nicht der Start in ein unüberschaubares
finanzielles Desaster.» Selbst im schlechtesten Fall, sprich wenn die
Kurzarbeit zeitweise auf null heruntergefahren würde, bekämen die
Beschäftigten immer noch 80 Prozent ihres Nettolohns. Auch
Leiharbeiter könnten an Bord bleiben. «Ich bin mehr als sicher, dass
wir mit dem Kurzarbeitergeld ein gutes Instrument haben, um mit einer
annähernd gleichen Zahl an Beschäftigten aus dieser Krise zu kommen»,

sagte Brecht.

Ohnehin sei es wichtig, so aufgestellt zu bleiben, dass der
Wiederanlauf schnell gelinge und nach dem Ende der Krise nicht Monate
dafür ins Land gingen, die nötigen Leute zu finden. Einige Bereiche
blieben deshalb auch in Betrieb, unter anderem dort, wo der Anlauf
neuer Fahrzeuge vorbereitet werde - unter dem maximal möglichen
Schutz der Beschäftigten. «Wir müssen diese Krise managen», sagte
Brecht. «Aber es wird auch ein Leben nach der Corona-Krise geben.»