Schwimm-Olympiasieger Groß an Bach: «Anderes wichtiger als Olympia»

Berlin (dpa) - Der dreimalige Schwimm-Olympiasieger Michael Groß hat
in einer persönlichen Botschaft an IOC-Präsident Thomas Bach
eindringlich für eine Verschiebung der Sommerspiele in Tokio
plädiert. «Lieber Thomas, wir beide haben zusammen den
Olympia-Boykott 1980 erlitten. Für viele Athleten unser
Mannschaftskollegen war der Traum von Olympia damals geplatzt -
endgültig. Diesmal geht es darum, dass Du den Traum von Olympia für
viele Athleten retten kannst - durch das Verschieben der Spiele auf
2021 oder 2022. JETZT 2020 wäre eine Durchführung unfair!», schrieb
der 55 Jahre alte Groß bei Facebook.

Der Goldmedaillengewinner in Freistil und Schmetterling der Spiele in
Los Angeles 1984 und Seoul 1988 merkte zudem an: «Viele Athleten
können nicht oder schlecht trainieren, Qualifikationen können in
vielen Sportarten nicht stattfinden, das globale Anti-Doping-System
steht still, usw. ... Das schafft unfaire Bedingungen. JETZT die
Spiele zu verschieben würde ALLEN den Druck nehmen. Jetzt ist anderes
wichtiger als Olympia.» Seinen Beitrag beendete Groß mit der
Aufforderung an Bach: «Überlege es Dir nochmal ...».

Bach hatte zuvor das Festhalten an der planmäßigen Austragung der
Olympischen Spiele trotz der Coronavirus-Pandemie vor allem im
Interesse der Sportler gerechtfertigt. «Die Absage würde den
olympischen Traum von 11 000 Athleten aus 206 Nationalen Olympischen
Komitees und dem IOC-Flüchtlingsteam zerstören», sagte der 66-jähri
ge
Tauberbischofsheimer im Interview des Südwestrundfunks am Samstag.
«Eine solche Absage wäre die am wenigsten faire Lösung.»