Leere Strände - Polizei weist Hunderte Autos auswärtiger Touristen ab

Auf den Strandpromenaden in MV ist am Samstag trotz schönen Wetters
nur wenig los. Touristen von außerhalb des Bundeslandes werden von
der Polizei zurückgewiesen. Die Regierung stellt klar: Auch
Wohnmobil-Reisende dürfen nicht nach MV kommen.

Schwerin (dpa/mv) - Die Appelle in der Corona-Krise zeigen
Wirkung: Trotz sonnigen Wetters sind am Samstag viele Menschen in
Mecklenburg-Vorpommern zu Hause geblieben. An Ostseestränden und auf
Strandpromenaden war wenig los, wie dpa-Reporter aus Warnemünde und
Graal-Müritz berichteten. In Kühlungsborn, Binz auf Rügen und
Heringsdorf auf Usedom war ebenfalls wenig Betrieb, wie Mitarbeiter
von Strandhotels sagten.

Hotels in Mecklenburg-Vorpommern dürfen wegen des grassierenden
Coronavirus schon seit mehreren Tagen keine Touristen mehr aufnehmen.
Die Restaurants mussten ab Samstag, 18.00 Uhr, bis auf Weiteres
schließen. Möglich sind lediglich ein Lieferdienst und ein
Außerhausverkauf nach vorheriger telefonischer oder elektronischer
Bestellung, wie die Landesregierung mitteilte.

Urlauber von außerhalb des Bundeslandes sollten nach Hause fahren,
neue dürfen nicht mehr anreisen. Die Polizei kontrolliert Autos mit
auswärtigen Kennzeichen an Zufahrtsstraßen und im Binnenland. Am
Freitag schickte die Polizei jedes zwölfte Auto zurück. Es seien 4141
Fahrzeuge kontrolliert und davon 355 abgewiesen worden, sagte eine
Sprecherin des Innenministeriums am Samstag. Am Wochenende sollten
die Kontrollen fortgesetzt werden. Einheimische dürfen sich in MV
bislang frei bewegen, sollen aber möglichst zu Hause bleiben.

Das Kabinett stellte bei einer Telefonschalte am Samstag klar, dass
auch Reisen mit Wohnmobilen und Campinganhängern nach
Mecklenburg-Vorpommern untersagt sind. Am Vortag hatte
Regierungschefin Manuela Schwesig (SPD) kritisiert, dass nicht alle
auswärtigen Gäste wie gefordert den Nordosten bis Donnerstag
verlassen hätten. Dabei handelte es sich dem Vernehmen nach um solche
Urlauber.

Die Polizei fahre seit Freitag durch die touristischen Hotspots und
informiere über Lautsprecher letzte noch nicht abgereiste Touristen,
hieß es von den Polizeipräsidien Rostock und Neubrandenburg.
Menschen, die in Gruppen unterwegs seien, würden gezielt
angesprochen, um Ansammlungen aufzulösen. Außerdem würden Flyer
verteilt, um auf den Ernst der Lage hinzuweisen.

Am Sonntag wollen die Ministerpräsidenten der Länder mit Kanzlerin
Angela Merkel (CDU) auswerten, wie die bisherigen Maßnahmen wirken.
Und sie wollen überlegen, ob weitere Einschränkungen des öffentlichen

Lebens wie etwa Ausgehverbote nötig sind.

Unterdessen laufen in den Akutkliniken Mecklenburg-Vorpommerns laut
Krankenhausgesellschaft die Vorbereitungen auf steigende Zahlen von
Corona-Patienten auf Hochtouren. «Prinzipiell schaffen wir gerade in
allen Krankenhäusern Isolationsmöglichkeiten für Corona-Patienten.
Diese können vielerorts bis zur Größe ganzer Stationen ausgeweitet
werden», teilte der Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft
Mecklenburg-Vorpommern, Uwe Borchmann, mit.

Alle Kliniken hätten ihre stillen Reserven gehoben und zusätzliche
Beatmungsplätze auf ihren Intensivstationen geschaffen. Derzeit
könnten dafür 512 Betten genutzt werden. Der Krankenhausplan des
Landes, gemacht für normale Zeiten, sieht lediglich 215 vor. «Sollten
diese Kapazitäten nicht reichen, stehen auch Beatmungsgeräte der
Operationssäle zu Verfügung», so Borchmann weiter. «Bei Absage
geplanter Leistungen und Aufrechterhaltung der hälftigen
OP-Kapazitäten in Mecklenburg-Vorpommern sind das fast 100 Geräte.»
Bis Samstag waren landesweit 182 Coronavirus-Infektionen gemeldet
worden, 10 Patienten wurden in Kliniken behandelt.

Die «Ostsee-Zeitung» (Rostock) kann nach Worten von Chefredakteur
Andreas Ebel in nächster Zeit nicht garantieren, dass den Lesern die
gedruckte Ausgabe zur Verfügung steht. «Wir bemühen uns nach
Kräften», versicherte er in der Samstags-Ausgabe des Blattes. Für den

Fall der Fälle bat er die Leser um ihre E-Mail-Adresse, um ihnen auf
diesem Weg aktuelle Beiträge und Informationen über Alternativen zur
gedruckten Zeitung zukommen zu lassen.