«Teilt Stories, nicht Corona!» - Sachsen hält sichtbar Abstand

Die Ansage des Landes Sachsen in der Corona-Krise ist deutlich: Die
Menschen sollen auf Abstand zueinander gehen. Am Samstag sieht es
vielerorts so aus, als funktioniere das.

Leipzig/Dresden (dpa/sn) - Leer gefegte Innenstädte, Warteschlangen
mit Sicherheitsabstand, improvisierte Abstandhalter aus Kisten an
Kassen und Schaltern: Die Menschen in Sachsen sind am Samstag
deutlich sichtbar auf Abstand gegangen. Insgesamt waren viel weniger
Passanten auf den Straßen als in der Woche. Vor Bäckereien, Apotheken
und Drogerien bildeten sich Schlangen, in denen die Wartenden
diszipliniert Abstand hielten. Polizei und Ordnungsämter hatten
angekündigt, ihre Kontrollen zur Beschränkung des öffentlichen Lebens

wegen der Corona-Krise auch am Wochenende fortzusetzen.

Nach Angaben des Sozialministeriums waren bis Samstag 650 Menschen im
Freistaat positiv auf eine Infektion mit Sars-CoV-2 getestet worden,
88 mehr als am Vortag. Steigende Zahlen werden derzeit flächendeckend
im Land gemeldet. Ein Patient ist bislang an der Covid-19-Erkrankung
gestorben.

Der Freistaat Sachsen hatte am Freitag seine Allgemeinverfügung noch
einmal verschärft. Ab Sonntag müssen Baumärkte ebenso geschlossen
bleiben wie Gaststätten und Friseure. Damit soll die Corona-Pandemie
verlangsamt werden. Eine bundesweite Ausgangssperre gibt es bisher
noch nicht. Die Landeshauptstadt Dresden hatte allerdings mit Wirkung
ab Samstagmitternacht eine Ausgehbeschränkung verfügt. Sie regelt,
dass die Menschen ihren Wohnungen nur aus triftigen Gründen verlassen
sollen.

Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) forderte zur
Eindämmung der Corona-Pandemie sachsenweit einheitliche Regeln. Es
mache keinen Sinn, dass Kommunen unterschiedliche Vorschriften
erlassen, sagte sein Sprecher Matthias Hasberg am Samstag.
Uneinheitliche Lösungen seien den Menschen nicht nur schwer zu
erklären. Sie machten auch medizinisch keinen Sinn, sagte Hasberg.

Der Leipziger Stadtsprecher berichtete zudem, dass die Einhaltung der
Regeln noch nicht überall so gut klappe wie erhofft. «Was nach wie
vor ein Problem ist, sind die Parks und die Feiern dort», sagte
Hasberg. Auch an die Spielplatzsperrungen hielten sich nicht alle
Menschen. «Da gibt es nach wie vor heftige Diskussionen mit den
Eltern.» Die Stadtverwaltung hatte an einem besonders beliebten
Treffpunkt junger Leute - der Sachsenbrücke - noch am Freitagabend
ein Banner mit der Aufschrift: «Teilt Stories, nicht Corona!»
angebracht.

Bislang setzt das Land Sachsen darauf, dass die bereits verfügten
Beschränkungen ausreichen. Ministerpräsident Michael Kretschmer
(CDU) hatte eine Ausgangssperre als letztes Mittel bezeichnet. Die
Regierungschefs der Länder wollen am Sonntag in einer Schalte mit
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) weitere Maßnahmen besprechen.