Lage an Grenzen entspannt sich - «Aber immer noch Probleme»

Wegen der Ausbreitung des Coronavirus kontrollieren viele Länder
wieder den Verkehr an ihren Grenzen. Mega-Staus sind die Folge. Nun
verbessert sich die Lage - aber keineswegs überall.

Brüssel (dpa) - An den Grenzübergängen zwischen Deutschland und
seinen Nachbarländern hat sich die Lage am Samstag vielerorts
entspannt. Auch europaweit verbesserte sich die Situation, nachdem
Grenzschließungen infolge der Corona-Krise riesige Staus im Reise-
und Güterverkehr verursacht hatten. «An einigen Grenzen gibt es aber
immer noch Probleme», sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der
Leyen am Samstag in Brüssel. Die EU verfolge die Entwicklung auch
anhand von Satellitenbildern. Von der Leyen warnte, dass Lastzüge mit
wichtiger und verderblicher Fracht feststeckten.

An der österreichisch-ungarischen Grenze östlich von Wien bildete
sich am Samstag erneut ein Stau von bis zu 35 Kilometern Länge.
Ungarn weise dort serbische Fahrzeuge ab, weil Serbien seine Grenze
komplett dicht gemacht habe, sagte ein österreichischer
Polizeisprecher der Deutschen Presse-Agentur. Ungarn lässt neben
seinen eigenen Staatsbürgern nur mehr Bürger aus Rumänien, Bulgarien,

der Ukraine und Moldau während der Nachtstunden durch.

An den deutschen Grenzen berichteten Polizei und Grenzschutz nur
vereinzelt noch von längeren Wartezeiten. Wegen der Corona-Krise
hatten viele Länder der Schengenzone in den vergangenen Tagen die
eigentlich längst abgeschafften Kontrollen wieder eingeführt. Ein
entschlossenes Vorgehen gegen die Ausbreitung des Virus sei
«unabdinglich», sagte von der Leyen. «Aber einige dieser Maßnahmen

behindern den Grenzverkehr über Gebühr.»

Reisen in viele Länder sind weiterhin eingeschränkt, weil dort
Ausgangssperren gelten. So wies die Polizei in Belgien nach eigenen
Angaben Hunderte Reisende zurück, weil sie deren Fahrten als nicht
notwendig ansah.

Internationale Fernzüge von und nach Deutschland sind nach Angaben
der Deutschen Bahn großenteils eingestellt. Das galt am Samstag für
Verbindungen von und nach Polen, Tschechien, Österreich, Italien, die
Schweiz, Frankreich, Belgien, die Niederlande und Dänemark sowie
etliche Nachtzüge.

Die Lage an den deutschen Grenzübergängen zu Österreich entspannte
sich inzwischen, wie die Bundespolizeidirektion München am Samstag
auf Anfrage mitteilte. Auch an der Grenze zwischen Bayern und
Tschechien lief der Verkehr nach Angaben des Polizeipräsidiums
Oberpfalz problemlos. Die tschechische Polizei meldete nach Angaben
der Nachrichtenagentur CTK ebenfalls keine nennenswerten
Behinderungen an der tschechisch-deutschen Grenze.

Während die Situation anfangs schwierig gewesen sei, verhielten sich
die meisten Menschen nun vernünftig und verzichteten auf unnötige
Fahrten, sagte ein Sprecher der Bundespolizei in München: «Die Bürg
er
haben den Ernst der Lage begriffen und akzeptieren die Situation.»
Mittlerweile kämen weniger Menschen zur Grenze zu Österreich als in
den Tagen zuvor. Hauptsächlich würden Lastwagenfahrer die Grenze
passieren. Ähnlich sieht es demnach an der tschechischen Grenze aus.

Berufspendler müssen an der deutsch-tschechischen Grenze seit Samstag
ein «Ausweisbuch für grenzüberschreitende Arbeitskräfte» vorlegen
.
Dennoch meldete Tschechien keine Staus an der deutschen Grenze, sehr
wohl aber an der Autobahngrenze zur Slowakei. Dies hing damit
zusammen, dass Ungarn schon zuvor seine Grenzen weitgehend
dichtgemacht hatte. Lastautos, die nach Ungarn wollten, oder durch
Ungarn in andere Länder wie etwa Rumänien, stauten sich deshalb durch
die ganze Slowakei bis nach Tschechien zurück.

An der deutsch-polnischen Grenze floss der Verkehr am Samstag an den
meisten Grenzübergängen wieder ohne Wartezeiten, wie der polnische
Grenzschutz mitteilte. Die einzige Ausnahme bildete demnach
Jedrzychowice an der A4 bei Görlitz. Dort mussten Lastwagen rund
anderthalb Stunden warten, der Autoverkehr lief auch dort fließend.

Ein Mega-Stau an der ungarisch-rumänischen Grenze bei
Csanadapalota-Nadlac mit einer Länge von bis zu 39 Kilometern und
Wartezeiten am Freitag von bis zu zwölf Stunden hatte sich am
Samstagmorgen aufgelöst. Lastwagen mussten dort nur noch zwei Stunden
warten, teilte die ungarische Polizei in der südungarischen Stadt
Szeged mit. Diese Wartezeit ist nicht ungewöhnlich, da es sich um
eine Schengen-Außengrenze handelt.

Belgien hat im Zuge seiner Ausgangssperre alle nicht notwendigen
Fahrten untersagt. Entsprechend wurde an den Grenzen kontrolliert.
Auch Reisen zu Zweitwohnungen auf belgischem Staatgebiet seien
verboten, ließ Innenminister Pieter De Crem mitteilen.