Landesbischof Cornelius-Bundschuh zu Corona: Mut und Gelassenheit

In Krisenzeiten wächst die Bedeutung der Kirchen. Doch die
Coronavirus-Pandemie erschwert auch ihnen die Arbeit. Der
evangelische Landesbischof von Baden ermuntert zur Zuversicht.

Karlsruhe (dpa/lsw) - Der evangelische Landesbischof von Baden,
Jochen Cornelius-Bundschuh, rät angesichts der Coronavirus-Pandemie
zu Gelassenheit, Mitgefühl und Nachdenklichkeit. Viele Menschen
hätten Sorgen um ihre Angehörigen. «Da ein Stück Mut zu machen,
gelassen zu bleiben und darauf zu vertrauen, dass es nicht nur die
eigene Kraft ist, die einen trägt, sondern auch das Gottvertrauen.
Das sehe ich schon als unsere Hauptaufgabe im Moment», sagte
Cornelius-Bundschuh der Deutschen Presse-Agentur. «Gottvertrauen
macht gelassen auch im Umgang mit einer solch schweren
Herausforderung.»

Diese Gelassenheit sei wichtig nicht im dem Sinne, es ist mir alles
egal, sondern in dem Sinne, ich schaue nach meinem Nachbarn, ich
schaue, wie es meinen Angehörigen geht. «Ich vertraue dabei darauf,
dass wir gemeinsam das gut bewältigen werden», sagte
Cornelius-Bundschuh.

Auf die Arbeit in den Gemeinden habe die Pandemie mit ihren
Einschränkungen große Auswirkungen. «Die Selbstverständlichkeit des

Kontakts in den Gemeinden ist weg. Gerade mit den älteren Menschen,
die sonst sonntags in den Gottesdienst kommen, müssen wir versuchen,
jetzt gut in Kontakt zu kommen.» Kirche funktioniere vor allem
analog. Aber es sei unglaublich, wie viel Kreativität und Fantasie da
sei. So setze sich das 12-Uhr-Läuten zum räumlich getrennten, aber
doch gemeinsamen Gebet durch. In vielen Gemeinden gebe es
Handy-Aufzeichnung von Gottesdiensten zu Hause bei den Pfarrern in
den Kirchen, die dann über das Internet angesehen werden können.

Cornelius-Bundschuh mahnte auch dazu, Maß zu halten. Die Zugänge zu
den Kirchen sollten nicht versperrt werden. Wenn einzelne Menschen in
eine Kirche gehen, in der bereits einige wenige andere seien, die
Abstand halten, bestehe wohl kein Risiko. «Es ist wichtig, einen Ort
zu haben, an dem ich anders auf die Welt gucken kann als alleine zu
Hause.» Das gelte auch für Beerdigungen. «Es kann nicht sein, dass
dort Menschen weggeschickt werden müssen.»

Im Nachgang zu diesen Erfahrungen müsse auch über das Thema Staat und

Kirche gesprochen werden. «Ich glaube, da waren die Politiker jetzt
sehr forsch.» Die Kirche habe noch vor den staatlichen Anordnungen
ganz klare Regelungen gehabt. «Ich halte es für schwierig, dass der
Staat Gottesdienste verbietet.» Die Hygieneschutzverordnung
ermögliche das zwar, allerdings sei die Verfassung auf ein etwas
kooperativeres Verhältnis angelegt, ist der Landesbischof überzeugt.
«Keiner von uns ist daran interessiert, irgendetwas zur Ansteckung
beizutragen.»

Große Sorgen macht der Landesbischof sich um Alleinstehende. «Die
größte Herausforderung ist die Begleitung von Menschen, die sowieso
schon mit Einsamkeit zu kämpfen haben, mit psychischer Labilität und
Sorgen.» Die Kirchen bekämen sehr viele Anrufe in diesen Tagen. «Auch

die Anrufe bei der Telefonseelsorge steigen sehr stark an.» Das gelte
ebenso für das Kinder- und Jugendtelefon. Man müsse sich klar machen,

dass die Rückseite der sozialen Distanz die soziale Isolation sei.
«Gesundheit ist nicht nur ein leibliches Phänomen, sondern auch ein
seelisches, ein soziales, ein psychologisches, ein emotionales und
ein religiöses Phänomen.

Die Situation sei auch eine gute Gelegenheit, darüber nachzudenken,
ob wir bestimmte Grenzen erreicht haben. «Ist es für mich
entscheidender, immer ganz viel unterwegs zu sein und alles mögliche
erreicht zu haben oder doch besser den Kontakt mit Verwandten
regelmäßiger zu pflegen?» Es gebe die Aufforderung in jeder Krise
,
über den eigenen Lebensweg und die eigene Verantwortung nachzudenken.