Justiz in Rio erlaubt trotz Coronavirus evangelikale Gottesdienste

Rio de Janeiro (dpa) - Trotz der Covid-19-Epidemie dürfen
evangelikale Christen in Brasilien weiter Gottesdienste mit
unzähligen Gläubigen feiern. Der Gouverneur des Bundesstaates Rio de
Janeiro, Wilson Witzel, hatte ein Dekret mit restriktiven Maßnahmen
zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie von Samstag an erlassen. Aber
die Justiz der Stadt Rio lehnte ein Gesuch der Staatsanwaltschaft ab,
auch Gottesdienste des evangelikalen Pastors Silas Malafaia zu
verbieten.

Der Anführer der «Assembleia de Deus Vitória em Cristo» und
Unterstützer von Präsident Jair Bolsonaro kämpft seit den ersten
Coronavirus-Fällen in Brasilien dafür, seine öffentlichen Zeremonien

beizubehalten. Malafaia will seine Kirche nur auf gerichtliche
Anordnung schließen. Wie er weigert sich auch Edir Macedo, Begründer
der «Igreja Universal do Reino de Deus», seine Zeremonien zu
unterbrechen. In einem Video hatte Macedo behauptet, der Virus sei
unschädlich, es handle sich um «eine weitere Taktik Satans».

Die katholische Kirche ist in ihrer Hochburg Lateinamerika zuletzt
unter erheblichen Druck geraten und verliert immer mehr Anhänger an
die evangelikalen Bewegungen, die aus den USA nach Brasilien kamen.
Die häufig erzkonservativen evangelikalen Kirchen, bei denen es sich
zugleich um umsatzstarke Unternehmen handelt, wiederum versuchen
immer stärker, Einfluss auf die Politik zu nehmen. Ihre Agenda ist
auf die Verteidigung von traditionellen Familien-Werten ausgerichtet.

In Südkorea, das stark von der Coronavirus-Krise betroffen ist, gab
es anfangs die meisten neuen Infektionen unter Anhängern der
christlichen Sekte Shincheonji-Kirche Jesu, die auch Verbindungen
nach China hat.