Touristen müssen gezwungenermaßen draußen bleiben in MV

Mecklenburg-Vorpommern ist ein beliebtes Reiseziel bei Touristen. In
Tagen der Corona-Krise sind sie aber nicht willkommen.

Klein Trebbow (dpa/mv) - Touristen sind in diesen Tagen
gezwungenermaßen keine gern gesehenen Gäste im Urlaubsland
Mecklenburg-Vorpommern. Wegen der schnellen Ausbreitung des
neuartigen Coronavirus soll es keinen unerlaubten Reiseverkehr mehr
geben. Das soll die Polizei an zehn mobilen Kontrollstellen verstärkt
überprüfen. Dabei im Visier: Autos mit Kennzeichen von außerhalb.


Innenminister Lorenz Caffier (CDU) begutachtete am Freitag die
Situation an einer dieser Kontrollstellen. An der Bundesstraße 96 bei
Neustrelitz (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte) winken die
Polizisten Autos aus dem Verkehr. Die Aktion ist eine ungewollt
großangelegte Touristen-Razzia. Der Weg in andere Bundesländer ist
von Kontrollstellen wie hier nicht weit.

Autos mit Kennzeichen aus Mecklenburg-Vorpommern werden
durchgewunken, die anderen werden im Zweifel angehalten und
hinterfragt, sagte Caffier der Deutschen Presse-Agentur. Wer sich
nicht daran halte, begehe eine Straftat, bekräftigte er. Es gebe
keine andere Möglichkeit, die Auswirkungen des Coronavirus
einzuschränken. Gäste, die sich noch in MV aufhalten, würden in den
Tourismusgegenden mit Lautsprecherdurchsagen dazu aufgefordert, das
Bundesland zu verlassen, sagte Caffier weiter. Bis Freitagnachmittag
waren 167 bestätigte Corona-Fälle bekannt.

«Das sind alles Maßnahmen, die sind für mich bis vor kurzem noch
unvorstellbar gewesen. Das hätte wahrscheinlich sofort einen
Untersuchungsausschuss zur Folge gehabt», sagte Caffier, während im
Hintergrund Fahrzeuge an der Bundesstraße lautstark zu hören sind. In
der jetzigen Zeit gebe es aber keine andere Chance zu agieren.

Vor wenigen Monaten war die Stimmung in der für die Wirtschaft so
wichtigen Tourismusbranche noch gut. Bei einer Umfrage des
Landestourismusverbandes erwarteten damals 62 Prozent der Anbieter im
Nordosten für 2020 ein vergleichbares Geschäft wie 2019. 12 Prozent
gingen von einem besseren und 11 Prozent von einem schlechteren Jahr
aus.

Die Stimmung sieht jetzt ganz anders aus. In einer Verbandsumfrage
unter 900 Unternehmen planten 70 Prozent eine vorübergehende
Schließung. Gleichzeitig rechneten 95 Prozent mit starken
Umsatzeinbußen, 40 Prozent befürchteten gar einen Komplettausfall des
Umsatzes, Einbrüche von mehr als 75 Prozent erwarten rund 20 Prozent.
«Die Lage ist nicht anders als mit dem Wort dramatisch zu
beschreiben. Nahezu alle touristischen Unternehmen im Land sind auf
Unterstützung angewiesen», sagte der Geschäftsführer des
Landestourismusverbands, Tobias Woitendorf.