Firmen geben Atemschutzmasken ab - VW will Medizintechnik-Teile bauen

Manche Hersteller fahren schon Sonderschichten. Doch die Knappheit
bei Medizinprodukten ist vor der Zunahme schwerer Corona-Verläufe
insgesamt gefährlich. Unternehmen anderer Branchen wollen aushelfen.

Wolfsburg/Stuttgart/München (dpa) - Die deutschen Autohersteller und
weitere Unternehmen wollen in der Corona-Krise mehrere Hunderttausend
Atemschutzmasken bereitstellen. Die Masken, die teils in der jetzt
ruhenden Produktion eingesetzt worden wären und aus eigenen Beständen
stammen, sollen Kliniken, Arztpraxen, Gesundheitsämtern und
städtischen Behörden zur Verfügung gestellt werden. VW will mit
3D-Druckern zudem Medizintechnik-Teile etwa für Beatmungsgeräte
fertigen.

Die Wolfsburger erklärten am Freitag, der öffentlichen
Gesundheitsvorsorge «zeitnah fast 200 000 Atemschutzmasken der
Kategorien FFP-2 und FFP-3» liefern zu wollen. Diese fallen in die
beiden höheren Stufen, FFP-3 bietet professionellen Schutz vor
Krankheitserregern oder schädlichen Stoffen in der Luft. Die Spende
sei mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) abgestimmt. Die
Masken sind im Autobau gängige Ausrüstung für den Schutz vor Dämpfe
n.

Medizinische Ausrüstung gehe zudem an die Stadt Wolfsburg, den
Volkswagen-Stammsitz. Personalvorstand Gunnar Kilian sagte: «Die
Beschäftigten des öffentlichen Gesundheitswesens vollbringen derzeit
herausragende Leistungen für die Gesellschaft. Wir sind überzeugt,
dass die Schutzmasken bei ihnen aktuell am besten eingesetzt sind.»

Von einigen Standorten aus prüft der Konzern auch Zulieferungen für
Medizintechnik-Hersteller. «Medizinisches Equipment ist natürlich neu
für uns», hieß es. «Aber sobald wir die Anforderungen kennen und di
e
entsprechende Blaupause erhalten, können wir starten.» Es gehe um
Komponenten, die sich mit 3D-Druckern aus der Kunststoffteile- oder
Prototypenfertigung herstellen ließen. Man habe bereits Anfragen von
Behörden, auch zu Verbänden und Vereinen gebe es Kontakt.

In den deutschen VW-Werken steht die Produktion derzeit wegen hoher
Ansteckungsrisiken, abgebrochener Lieferketten sowie der in Europa
und China stark eingebrochenen Autonachfrage vorübergehend still. Für
die Fertigung von Medizintechnik-Teilen kämen jedoch auch Standorte
des Autokonzerns außerhalb der Bundesrepublik infrage.

Daimler will der baden-württembergischen Landesregierung etwa 110 000
Masken aus dem konzerninternen «Pandemiebestand» für Kliniken und
Arztpraxen übergeben. «Wir möchten damit unseren Teil dazu beitragen,

um das öffentliche Gesundheitswesen zu unterstützen», hieß es. Der

chinesische Großaktionär Geely - auch Eigentümer von Volvo -
erklärte, «dringend benötigte medizinische Lieferungen» an betroffe
ne
Regionen in Europa und Asien zu spenden. Diese seien auch auf dem Weg
nach Deutschland und Schweden, darunter Masken und Handschuhe.

Auch BMW spendet Atemschutzmasken, 100 000 Stück sollen laut einem
Tweet von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) an die
Staatsregierung gehen. «Großer Dank», schrieb Söder in dem
Kurznachrichtendienst. Die Schutzmasken wurden in München dem
Technischen Hilfswerk übergeben, wie eine BMW-Sprecherin sagte.

Lufthansa - durch die Corona-Krise schwer angeschlagen - verzichtet
auf 920 000 Masken. Die bereits fest bestellten Schutzmittel würden
den Gesundheitsbehörden zur Verfügung gestellt, erklärte das
Unternehmen in Frankfurt. Diese müssten sie dann aber bezahlen. Für
die eigenen Mitarbeiter habe man eine ausreichende Menge auf Lager.