Virologe Drosten: Keine Daten über Wirkung von Ausgangssperren

Braunschweig/Berlin (dpa) - In der Debatte um Ausgangssperren wegen
der Coronavirus-Pandemie weist der Berliner Virologe Christian
Drosten auf einen Mangel an Daten hin. Es sei relativ schwer zu
sagen, ob eine zusätzliche Maßnahme wie eine Ausgangssperre einen
Unterschied mache. «Dafür gibt es überhaupt keine Daten», sagte
der Charité-Wissenschaftler am Freitag im NDR-Podcast. Entsprechende
Daten werde es erst in zwei oder drei Wochen geben.

«Man kann ja nicht sagen, man macht einfach die Maßnahmen immer
strikter - ohne zu wissen, ob das überhaupt einen Unterschied noch
bringt oder ob man schon eigentlich die Durchschlagskraft erreicht
hat, die man braucht», sagte Drosten. Die Politik stehe vor der
Schwierigkeit, ein Augenmaß zu finden, ob die Maßnahmen reichten oder

ob nachgesteuert werden müsse.

«Die Dynamik der Maßnahmen macht mir Sorgen», sagte Gérard Krause v
om
Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig der
Nachrichtenagentur dpa. Bei zu langen und zu intensiven Regelungen
drohe mehr Schaden als Nutzen. «Allein schon für die Gesundheit, die
politischen und wirtschaftlichen Folgen noch gar nicht mitgerechnet.»

Seine persönliche Wahrnehmung sei, sagte Drosten, dass die Straßen am
Freitagmorgen zum ersten Mal wirklich leer gewesen seien - und zwar
auch in Berlin-Mitte und Prenzlauer Berg, wo sonst viele junge Leute
unterwegs seien. Auch die Touristen seien weg. Sein Eindruck sei,
dass die Menschen die Lage nun ernster nähmen.

Das Robert Koch-Institut (RKI) hatte in den vergangenen Tagen
erklärt, dass es eine Zeit dauern wird, bis sich die bisher
angeordneten Maßnahmen wie die Schulschließungen in den gemeldeten
Fallzahlen niederschlagen könnten.