Weitreichende Ausgangsbeschränkungen für ganz Bayern ab Samstag

Bayern greift im Kampf gegen die Corona-Krise zu einem drastischen
Mittel: Weitreichende Ausgangsbeschränkungen sollen die Ausbreitung
des Virus eindämmen. Eine ganze Reihe von Dingen bleibt aber erlaubt.

München (dpa/lby) - Zur Eindämmung des Coronavirus gelten in ganz
Bayern ab Samstag weitreichende Ausgangsbeschränkungen. Das Verlassen
der eigenen Wohnung ist dann nur noch bei Vorliegen triftiger Gründe
erlaubt. Dazu zählen unter anderem der Weg zur Arbeit, notwendige
Einkäufe, Arzt- und Apothekenbesuche, Hilfe für andere, Besuche von
Lebenspartnern, aber auch Sport und Bewegung an der frischen Luft -
dies aber nur alleine oder mit den Personen, mit denen man
zusammenlebt. Das kündigte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am
Freitag in einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz in München
an. Die Ausgangsbeschränkungen gelten zunächst bis zum 3. April.

«Wir sperren Bayern nicht zu, wir sperren Bayern nicht ein», sagte
Söder. Aber man fahre das öffentliche Leben in Bayern nahezu
vollständig herunter. Dies sei nach Meinung aller Experten die
einzige Möglichkeit, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen.

Auch Restaurants und Biergärten müssen ab Samstag komplett schließen.

Ausgenommen bleiben lediglich reine Mitnahmeangebote. In Bayern sind
zudem ab Samstag auch Friseure, Bau- und Gartenmärkte dicht.

Zudem schränkt Bayern die Besuchsregeln für Krankenhäuser, Alten- und

Pflegeheime weiter ein. Die Besuche würden nun weitgehend untersagt,
sagte Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU). Es solle aber möglich
bleiben, dass sich etwa die Familie von einem Sterbenden verabschiede
oder dass ein Vater bei der Geburt seines Kindes dabei sein könne.

Für die Vernünftigen ändere sich nun gar nicht so viel, sagte Söder
.
Aber für die Unvernünftigen gebe es nun ein genaues Regelwerk. Der
Regierungschef rief auch alle Arbeitgeber und Unternehmen auf, intern
Mindestabstände einzuhalten und wo möglich Homeoffice zu erlauben.

Mit den weitreichenden Ausgangsbeschränkungen greift Bayern im Kampf
gegen die Corona-Krise zum bisher einschneidendsten Mittel. Am
Donnerstag hatte Söder bereits mit einer - noch weitergehenden -
«Ausgangssperre» für den ganzen Freistaat gedroht, wenn sich die
Menschen in Bayern nicht an bereits geltende Beschränkungen und
Auflagen halten. Nun erläuterte er: «Eine totale Ausgangssperre würde

bedeuten, dass man nicht mehr aus dem Haus darf.» Man wolle aber
«nicht ein Land einsperren», und man wolle auch keinen «Lagerkoller
».

Huml erläuterte: «Sie können weiter zur Arbeit gehen, Sie können
weiter zum Einkaufen gehen, Sie können weiter zum Arzt gehen. (...)
Aber alles, was nicht dringend nötig ist, wird eingeschränkt.» Bei
Spaziergängen an der frischen Luft sollten Familien zusammenbleiben
können, die eh zusammenleben. Aber Menschenansammlungen seien tabu.

Innenminister Joachim Herrmann (CSU) kündigte an, die Polizei werde
kontrollieren, ob die Ausgangsbeschränkungen eingehalten werden.
Jeder müsse glaubhaft machen, warum er draußen unterwegs sei. Einen
Einsatz von Drohnen nannte der Innenminister aber nicht sinnvoll. Er
kündigte aber den Einsatz auch von Bereitschaftspolizisten an.

Söder begründete die neuen Maßnahmen auch mit der schnell steigenden

Zahl von Infizierten, seit Donnerstag um mehr als 35 Prozent oder 817
Fälle. Die Zahl der Toten sei um 50 Prozent von 10 auf 15 gestiegen.
Die Infektionsketten seien praktisch nicht mehr nachvollziehbar.

Eine Ausgangssperre gilt seit Mittwoch schon für eine Gemeinde in der
Oberpfalz und seit Donnerstag für zwei Gemeinden in Oberfranken, und
zwar jeweils wegen schnell und stark steigender Corona-Zahlen.

Bayernweit waren seit Wochenbeginn täglich neue Auflagen und
Beschränkungen des öffentlichen Lebens in Kraft getreten. Seit Montag
haben alle Schulen, Kindergärten und Kitas zu. Am Dienstag mussten
alle Freizeiteinrichtungen schließen, auch Sport- und Spielplätze
wurden gesperrt. Und seit Mittwoch müssen Ladengeschäfte geschlossen
bleiben. Ausgenommen sind der Lebensmittelhandel und eine Reihe
weiterer Geschäfte, die für die Grundversorgung wichtig sind.

Seit Mittwoch durften zudem nur noch Speiselokale und
Betriebskantinen öffnen, aber nur bis 15.00 Uhr und wenn
Mindestabstände zwischen den Gästen gewahrt bleiben. Nun müssen diese

also - von Mitnahmeangeboten abgesehen - komplett schließen.