Bistümer übertragen Gottesdienste im Internet

Die Kirche in Zeiten von Corona ist eine andere. Allerorten sprießen
neue, kreative Angebote aus dem Boden. Gottesdienste spielen sich im
Internet ab, die Seelsorge findet am Telefon statt.

Limburg/Fulda/Kassel/Darmstadt (dpa/lhe) - Weil keine Gottesdienste
mehr wegen der Corona-Krise stattfinden dürfen, bieten die Kirchen in
Hessen kreative Angebote für Gläubige. Ob Live-Übertragungen von
Gottesdiensten, Gebetswünsche online oder via Telefon,
Facebook-Gruppen, Kerzenentzünden oder Messen übers Telefon - überall

ergeben sich gerade neue Möglichkeiten zum gemeinsamen Innehalten. So
werden in einigen Gemeinden die Gläubigen um 12.00 Uhr über das
Geläut der Kirchenglocken zum gemeinsamen Gebet eingeladen, sowohl
seitens der evangelischen als auch der katholischen Kirchen.

Zwar halten viele Kirchen ihre Türen trotz Corona offen, jedoch nicht
für Gottesdienste, sondern für das stille Gebet oder für
seelsorgerische Einzelgespräche. Die Einschnitte wegen des
Coronavirus treffen die Kirchen hart: Öffentliche Gottesdienste sind
verboten. Chöre und Gemeindegruppen können sich nicht mehr treffen.
Auch die Feiern der Erstkommunion sind in den katholischen Bistümern
bis auf Weiteres verschoben. Derzeit sei nicht davon auszugehen, dass
an Ostern Gottesdienste stattfinden, heißt es aus dem Bistum Fulda.

Stattdessen also online oder per Telefon. «Die Gottesdienste werden
nach Corona nicht mehr dieselben sein», ist Pfarrer Volker Rahn,
Sprecher der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, überzeugt.
Gerade durch die vielen neuen Formate würden sie noch lebensnäher als
früher. «Es wird gestreamt, was die WLANs hergeben.» Sorge mache ihm

jedoch die Seelsorge, vor allem für ältere Menschen. «Wir müssen au
ch
hier neue Formate entwickeln, viel wird übers Telefon stattfinden»,
sagt Rahn.

Das Bistum Fulda etwa bietet eine Hotline an, die noch bis zum
heutigen Freitag von 8.00 bis 17.00 Uhr freigeschaltet ist. Am
vergangenen Wochenende sei diese durchgängig erreichbar gewesen,
erklärt Sprecher Christof Ohnesorge. «Viele hatten technische Fragen,
wo sie Gottesdienste online finden oder auch wie es mit der
Erstkommunion weitergehe.»

Derzeit sind von Montag bis Freitag um 18.30 Uhr Gottesdienste aus
der Michaelskirche in Fulda auf YouTube oder über die Homepage der
Diözese zu sehen. Jeden Tag um 20.30 Uhr gibt es ein Abendgebet und
samstags um 18.30 Uhr den «Start in den Sonntag». Wer möchte, dass
bei einer dieser Gelegenheiten für ihn oder sie gebetet wird, kann
sein Anliegen per E-Mail einreichen. Kommenden Sonntag um 10.00 Uhr
hält Bischof Michael Gerber einen Gottesdienst in der Fuldaer
Michaelskirche, der erstmals per Live-Stream mitverfolgt werden kann.

Zudem hat das Bistum eine Facebook-Gruppe «Miteinander verbunden» für

den Austausch gegründet. Dort werden Impulse und Gedanken geteilt
oder praktische Tipps ausgetauscht.

Das Seelsorge-Team der katholischen Pfarrgemeinden Herz Jesu und St.
Theresia vom Kinde Jesu in Kassel bietet ebenfalls Telefonseelsorge
an. Gemeindereferent Timo Sachs sammelt zudem Gebetsanliegen oder
Sorgen der Gemeindemitglieder und zündet am Nachmittag für sie Kerzen
in der Kirche an. «Dieses Angebot kommt sehr gut an», berichtet
Sachs. Er rufe aber auch gezielt vor allem ältere Menschen an und
frage, ob sie Hilfe brauchten.

Auch das Bistum Limburg zelebriert nun online die heilige Messe.
Täglich um 18.00 Uhr gibt es einen Gottesdienst aus der Limburger
Bischofskapelle, sonntags um 10.00 Uhr via Livestream, auf YouTube
oder über Facebook. Alle Messen werden im Anschluss auf dem
YouTube-Kanal des Bistums veröffentlicht. Texte und Gesänge aus den
Gottesdiensten sind ebenfalls über die Homepage abrufbar.

In der Dompfarrei St. Bartholomäus wie auch in anderen Pfarreien
erklingen nach Angaben des Bistums Limburg jeden Abend um 19.30 Uhr
für fünf Minuten die Kirchenglocken. Wer mag, kann dann eine Kerze
ins Fenster stellen und ein Gebet sprechen.

Jeden Sonntag um 9.00 Uhr gibt es auf den Onlinekanälen der
Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck einen Video-Gottesdienst.
Mehrere Gemeinden haben Facebook-Seiten ins Leben gerufen, um auch
hier Anregungen etwa zu Gebeten zu geben oder sich gegenseitig zu
helfen. Zudem ist über die Homepage der Landeskirche ein täglicher
Podcast «Wort zum Tag» abrufbar. Zum Wochenende wird laut Pfarrerin
Petra Schwermann eine Telefonnummer freigeschaltet, unter der eine
kurze Impulsandacht angehört werden kann. Ein Angebot, das sich vor
allem an ältere Menschen ohne Internetverbindung richtet.