Landwirte befürchten fehlende Erntehelfer wegen Coronavirus

Spargel ernten und Saat ausbringen - auf den Feldern im Land ist jede
helfende Hand gefragt. Wegen des Coronavirus befürchten die Betriebe
nun fehlende Saisonkräfte. Lösungen für die Ausfälle gibt es schon.


Magdeburg (dpa/sa) - Die Landwirte in Sachsen-Anhalt rechnen wegen
der Corona-Krise mit Ausfällen bei den Saisonkräften. «Die
Befürchtung ist, dass es nicht genug Erntehelfer geben könnte», sagte

der Sprecher des Landesbauernverbands, Erik Hecht, in Magdeburg. Die
Landwirtschaft sei ein sehr arbeitskräfteintensiver Bereich. Viele
der Erntehelfer würden nur während der Saison nach Sachsen-Anhalt
kommen und auf den Feldern anpacken. «Wir eruieren gerade, wie viele
Kräfte im Land ausfallen werden oder bereits fehlen.»

Derzeit würden vor allem Saisonkräfte für die Spargelernte benötigt
,
erklärte Hecht. Auch für die Pflege der Felder und in der Tierhaltung
seien Helfer unverzichtbar. Die Ausmaße des Coronavirus könnten
derzeit noch nicht eingeschätzt werden. Alle Akteure und Beteiligten
seien in engem Austausch und würden über Maßnahmen nachdenken.

Der Präsident des Deutschen Bauernverbands, Joachim Rukwied, sicherte
in einer Videobotschaft derweil zu, die Bevölkerung weiterhin mit
Lebensmitteln zu versorgen. «Grundnahrungsmittel wie Getreide,
Kartoffeln, Obst und Gemüse wird es weiterhin in ausreichender Menge
geben», so Rukwied.

Die Politik müsse jedoch handeln, sagte Hecht. Die Landwirte müssten
sichergehen können, dass Erntehelfer aus dem Ausland die Grenzen für
die Arbeit passieren könnten. Sonst könne es zu Engpässen auf den
Feldern kommen. Laut Agrarministerium in Magdeburg sind derzeit
berufsbedingt Reisen unabhängig von der Staatsangehörigkeit
zugelassen - das betreffe auch Saisonarbeiter, teilte das Ministerium
online mit. Außerdem sei die Agrarförderung 2020 um einen Monat
verlängert worden. Landwirte könnten die Anträge zur Unterstützung

ihrer Betriebe bis zum 15. Juni stellen, so das Ministerium.

Bei den Obstbauern sei die Lage derzeit «noch erträglich», sagte Udo

Jentzsch, Geschäftsführer des Landesverbands «Sächsisches Obst»,
der
auch Erzeuger in Sachsen-Anhalt betreut. Die Situation werde sich
jedoch zuspitzen. Anfang Mai beginne die Erdbeerernte. «Das ist alles
Handarbeit», erklärte Jentzsch. Jeder Saisonarbeiter werde gebraucht.

Die Politik sei deshalb gefordert, betonte Jentzsch. Neben
Transitvereinbarungen, damit ausländische Saisonhelfer einreisen
könnten, brauche es auch Rechtssicherheit für andere potenzielle
Arbeitskräfte - etwa Menschen mit Arbeitslosengeld. «Wer sich Geld
bei der Ernte dazuverdienen will, muss sicher sein, dass er keine
Abzüge zu befürchten hat.»

Die Obstbauern bräuchten Planungssicherheit. «Teilweise kommt es auf
die Stunde an», sagte Jentzsch mit Blick auf bestmögliche
Ernteerfolge. Die Verbände arbeiteten bereits selbst an Lösungen. So
könnten etwa vorübergehend Arbeitskräfte aus anderen Branchen, die
wegen der Krise derzeit ohne Job dastünden, angeworben werden, so
Hecht. Auch Studierende, deren Semesterstart verschoben wurde,
könnten sich als Saisonarbeiter melden. «Wer freiwillig kommen will,
ist herzlich willkommen», betonte auch Jentzsch.