Kretschmer appelliert wegen Corona-Krise an Vernunft der Bürger

Persönliche Worte von Politikern sind in Krisenzeiten nötig - auch
als Balsam für die Seele. Der sächsische Ministerpräsident macht eine

klare Ansage und den Bürgern zugleich Mut.

Dresden (dpa/sn) - Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer
(CDU) hat angesichts der weiteren Ausbreitung des Coronavirus an die
Vernunft der Bürger im Freistaat appelliert. «Seien Sie wachsam,
seien Sie solidarisch, seien Sie mutig und achten Sie aufeinander. Es
geht um unsere geliebten Angehörigen», sagte er am Donnerstag in
einer vom MDR ausgestrahlten Ansprache an die Bevölkerung. «Wir sind
sicher, dass in den nächsten Tagen die Zahl der Erkrankungen weiter
zunimmt. Erst nach ungefähr 14 Tagen werden die Maßnahmen, die wir
jetzt ergriffen haben, Wirkung zeigen. Wenn wir sehen, dass das Ganze
erfolgreich ist, wissen wir auch, mit welchen Instrumenten wir in
Zukunft arbeiten werden.» Wenn das nicht gelinge, gelte es
weitreichendere Entscheidungen zu treffen. Details nannte er nicht.

Das Leben aller habe sich in den vergangenen Tagen dramatisch
verändert, sagte der Regierungschef. Die Situation sei ernst. Allein
in den letzten 24 Stunden habe es 100 neue Infektionen in Sachsen
gegeben. «Wir stehen in Europa und Sachsen vor einer der größten
Bewährungsproben der vergangenen Jahrzehnte. Ich sage wir, weil ich
wirklich uns alle meine, jede und jeden. Wir alle haben es in der
Hand und wir alle tragen unsere Verantwortung.» Alle müssten sich nun
solidarisch, umsichtig und verantwortungsvoll verhalten. Vielen
scheine die Gefahr noch fern. Man müsse aber nur nach Italien
schauen, wo die Zahl der Toten dramatisch wächst: «Das muss in
Sachsen nicht so werden, das darf in Sachsen nicht so werden.»

Kretschmer zufolge lasse sich die Entwicklung noch beeinflussen. Es
gehe darum, die Ausbreitung der gefährlichen Erkrankung zu verzögern
und einzudämmen. Die Krankenhauslandschaft werde jetzt gestärkt.

Es gebe aber auch Bürger, die die Dramatik der Situation noch nicht
erkannt hätten, sagte der Regierungschef. Es könne nicht sein, dass
man sich jetzt auf Spielplätzen und in Parks bei größeren Feiern
begegne und dass es Menschenaufläufe in Gärten- oder Baumärkten gibt:

«Das ist unverantwortlich und unsolidarisch. Helfen sie dabei, das zu
unterbinden.»

Viele Menschen hätten existenzielle Sorgen um ihren Arbeitsplatz.
«Wir stehen an Ihrer Seite und an der Seite der Unternehmerinnen und
Unternehmer. Gemeinsam mit der Bundesregierung kämpfen wir darum,
dass kein gesundes Unternehmen in dieser Situation aufgeben muss.»
Sachsen habe ein eigenes Programm aufgelegt, der Bund bereits in
kurzer Zeit eine Menge von Maßnahmen beschlossen. In Sachsen stünden
650 Millionen Euro für Hilfs- und Rettungsmaßnahmen zur Verfügung.

Keiner wisse momentan, wie lange das alles dauert, sagte Kretschmer
abschließend: «Es kann eine längere Zeit sein. Aber am Ende dieses
Tunnels, dieser für uns alle schweren Zeit, ist Licht. Lassen Sie uns
zusammenstehen und zusammenbleiben. Behalten sie Ihr Vertrauen und
Ihren Mut und bleiben Sie geduldig. Geben Sie nicht auf.» Die
sächsische Regierung stehe für Kontakte und Gespräche bereit.