Zahl der bestätigten Coronavirus-Infektionen um ein Drittel gestiegen

Die Zahl der nachgewiesenen Infektionen mit dem Coronavirus schnellt
in die Höhe. Die Krankenhäuser fahren ihre Kapazitäten hoch. Die
Polizei kontrolliert das verhängte Einreiseverbot für Touristen.

Schwerin (dpa/mv) - Die Zahl der nachgewiesenen Infektionen mit dem
neuartigen Coronavirus ist in Mecklenburg-Vorpommern binnen eines
Tages um ein Drittel auf 133 Fälle am Donnerstagnachmittag
emporgeschnellt. Die Krankenhäuser rüsten sich für eine größere Z
ahl
von erwarteten Patienten. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums
sind die Intensivbetten mehr als verdoppelt worden. Bislang werden
den Angaben zufolge sieben Patienten mit Covid-19 im Krankenhaus
behandelt.

Um der wachsenden Nachfrage nach Tests auf die Lungenerkrankung
nachzukommen, stellt das Land den beiden Universitätskliniken jeweils
200 000 Euro zur Verfügung. Damit soll der Gerätepark in den Labors
aufgestockt werden, wie es hieß. «In der jetzigen Situation ist es
wichtig, Gewissheit zu haben, ob es sich um begründete Verdachtsfälle
handelt oder nicht», sagte Wissenschaftsministerin Bettina Martin
(SPD). Zusätzliche Kapazitäten seien wichtig, damit bei steigenden
Verdachtsfällen weiterhin schnell und zuverlässig getestet werden
kann.

Die Landesregierung kam am Nachmittag mit Vertretern aus dem Bereich
Gesundheit, Pflege und Soziales zusammen, um über das weitere
Vorgehen zu beraten. Unter anderem sollte es um die Schließung der
Behindertenwerkstätten mit mehr als 8000 Beschäftigten gehen. Die
Beratung sollte bis in die Abendstunden andauern.

Die Beschränkungen des öffentlichen Lebens, die verhängt wurden, um
die Ausbreitung des Virus einzudämmen, haben viele unangenehme
Folgen. So hat die Öffnung weiterer Grenzübergänge nach Polen für
Autos dem Riesen-Lkw-Stau auf der Autobahn 11 Berlin-Stettin
(Szczecin) keine Entlastung gebracht. Lastwagen und Autos standen am
Donnerstagnachmittag in Richtung Polen über 43 Kilometer von Pomellen
in Vorpommern bis ans Kreuz Uckermark bei Prenzlau (Brandenburg), wie
Polizeisprecher in Potsdam und Neubrandenburg erklärten. Hauptgrund
seien die noch immer langwierigen Kontrollen polnischer
Sicherheitskräfte im Zusammenhang mit der Abwehr des Virus.

Die Grenzschließungen infolge der Corona-Krise gefährden die
Spargelernte. Erste Erntehelfer aus Rumänien, die anreisen wollten,
seien an der Grenze zu Ungarn abgewiesen worden, sagte Landwirtin
Yvonne von Laer vom Hof «Mecklenburger Frische» in Tieplitz bei
Güstrow am Donnerstag. Der Betrieb, der großflächig Spargel und
Erdbeeren anbaut, benötige rund 40 Erntehelfer für den Spargel und ab
Anfang Juni weitere 120 Helfer für die Erdbeerernte. Die Helfer für
die Erdbeerernte kämen aus der Mongolei, Usbekistan, der Ukraine,
Rumänien und Polen. Es drohten riesige Einbußen, wenn sie nicht
einreisen können. Der erste Spargel ist nach Worten von Laers
voraussichtlich in zwei bis drei Wochen reif zum Stechen.

Um die wirtschaftlichen Folgen der Veranstaltungsverbote für Künstler
und Kulturschaffende zu mildern, kündigte Martin einen Hilfsfonds für
die Kulturszene im Land an. Die Ministerin twitterte: «MV ist gerade
dabei, einen Hilfsfonds aufzulegen, um auch Kulturschaffenden in
dieser harten Zeit zu helfen.» Die Linke forderte in dem Zusammenhang
Zuschüsse statt zinsloser Kredite. «Die meisten Kulturschaffenden
brauchen als Soforthilfe Zuschüsse, da sie in der Regel nicht in Lage
sind, Kredite abzustottern», sagte die kulturpolitische Sprecherin
der Linken im Landtag, Eva-Maria Kröger.

Seit Donnerstagnachmittag kontrolliert die Polizei die Einhaltung des
Einreiseverbotes für Touristen nach Mecklenburg-Vorpommern, wie
Innenminister Lorenz Caffier (CDU) informierte. Wer sich nicht daran
hält, begehe eine Straftat auf der Grundlage des
Infektionsschutzgesetzes, «die mit den notwendigen Sanktionen im
Zweifelsfall belegt werden könnte», sagte der Minister.
Polizeikontrollen fänden an den Hauptzufahrtsstraßen zum Land statt.
Bei einem Zweifel an der Plausibilität einer Reise werde die Polizei
Fahrzeuge zurückweisen. Caffier kündigte ebenfalls verstärkte
Polizeikontrollen in den landesinneren Tourismusregionen an.

Unterdessen wurde das Sonn- und Feiertagsfahrverbot für Lkw in
Mecklenburg-Vorpommern weiter eingeschränkt. Minister Christian Pegel
(SPD) erweiterte eine erste Verfügung aus der vergangenen Woche, die
zunächst nur für Lebensmittel, Hygiene- und medizinische Produkte
galt. Ab sofort können bis zum 30. Juni nun alle Waren auch sonn- und
feiertags durch MV transportiert werden. «Wir müssen sicherstellen,
dass alle jetzt benötigten Waren und Güter schnell und sicher an ihre
Bestimmungsorte kommen», betonte der Minister.