Mainzer Zuversicht in der Corona-Krise: «Wir würden das überstehen» Von Detlef Rehling, dpa

Als Lautsprecher in der Krise um das Coronavirus hat sich Mainz 05 in
den letzten Tagen nicht hervorgetan. Stattdessen wurde die Lange im
Verein und Umfeld analysiert und bewertet. Die 05er fühlen sich trotz
aller Unwägbarkeiten gerüstet für schwere Zeiten.

Mainz (dpa/lrs) - Sportlich kämpft der noch vom Coronavirus
verschonte FSV Mainz 05 auf Platz 15 der aktuellen Tabelle nach dem
25. Spieltag der Fußball-Bundesliga ums Überleben. Wirtschaftlich
herrscht bei den Rheinhessen die Zuversicht, selbst einen Abbruch der
Spielzeit wegen des grassierenden Seuche und seiner weitreichenden
Folgen überstehen zu können. «Solch ein Szenarion würde uns nat
ürlich
sehr, sehr weh tun. Aber wir sind guter Dinge», sagte der
kaufmännische Vorstand, Jan Lehmann, am Donnerstag bei einer
digitalen Pressekonferenz in der Opel-Arena.

Ausbleibende Fernsehgelder in Höhe von rund 16 Millionen Euro, die im
Mai zu erwarten sind, seien zu verkraften. «Spielen wir die Saison
auch ohne Zuschauer zu Ende, trifft uns das nicht existenziell.» Der
Saisonabbruch sei bedrohender. «Wenn ein Produkt nicht mehr
hergestellt werden kann, überlebt kein Unternehmen», erklärte
Lehmann. Mit gut 50 Prozent sind die Medieneinnahmen der größte
Posten der Einnahmen. Sponsorengelder belaufen sich auf 15 Prozent.

Die Mainzer Profis, die sich in häuslicher Umgebung mit individuellen
Trainingsplänen für den Tag X fit halten, haben laut Sportvorstand
Rouven Schröder signalisiert, auf einen Teil der Gehälter verzichten
zu wollen. «Die Spieler sind von sich aus auf uns zugekommen»,
betonte Schröder, der in der aktuellen Lage keine auslaufenden
Spielerverträge verlängern wird. Betroffen davon sind die Routiniers
Stefan Bell und Daniel Brosinski. Auch eventuell schon geplante
Neuverpfichtungen liegen auf Eis, denn - so derSportmanager - es sei
gar nicht klar, mit welchem Etat im nächsten Jahr gerechnet werden
könne.

Gute Nachrichten hatte Lehmann für die 05-Mitarbeiter. «Derzeit sind
keine Jobs in Gefahr», erklärte der kaufmännische Vorstand. Alle
bekämen ihre Gehälter. «Das können wir länger durchhalten.» Der

Vorstand wolle vorangehen, das Gespräch mit den Mitarbeitern suchen,
wenn es nötig wird, auf einen Teil des Gehaltes verzichten zu müssen.

Die Mainzer haben in den vergangenen Jahren gut gewirtschaftet. Die
Eigenkapital lag Ende 2019 laut Lehmann bei 55 Millionen Euro. Die
Quote sei aber nicht gleichzusetzen mit liquiden Mitteln. Wenn es
hart auf hart käme, sei der Gang zur Hausbank möglich. «Eventuelle
Ausfälle können wir dann einige Monate lang überbrücken», sagte
Lehmann.

Vorstandschef Hofmann forderte in seinem Statement eindringlich
Solidarität ein. Die Gesundheit der Menschen sei wichtig, der Sport
stehe hinten an. «Populistische Aussagen sind nicht gut in der Zeit»,

erklärte Hofmann. Deshalb habe sich der Verein auch mit Aussagen zu
wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise zurückgehalten. «Der
Blick in die Glaskugel bringt nichts. Wir haben einen dynamischen
Prozess, dessen zeitliche Dimension keiner kennt.»