Leben mit der Corona-Krise - Statt Partys online Pinguine anschauen

Berlin (dpa) - Um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen,
bleiben Millionen Menschen weltweit weitgehend daheim - viele
freiwillig, viele aber auch auf Anweisung. Während es mancherorts im
öffentlichen Raum hakt, gibt es andernorts Potenzial für Neues.

DIGITAL MUSEEN BESUCHEN UND MUSIK HÖREN

Bundesweit sind Museen, Konzerthäuser, Kinos und Theater geschlossen.
«Museen könnten jeden zweiten Tag oder einmal die Woche ein neues
Objekt aus dem Haus auswählen und das online vorstellen», sagte
Monika Hagedorn-Saupe vom Institut für Museumsforschung der Deutschen
Presse-Agentur in Berlin. Damit könnten sie Skulpturen,
Installationen oder Gemälde bekannt machen, die anders als Mona Lisa
oder Nofretete noch keine Stammgäste haben. Mit Smartphones ließen
sich ohne viel Aufwand kleine Präsentationen produzieren.

ABSTAND HALTEN - ABER NUR KÖRPERLICH

Selbst wer sonst eifrig Hände schüttelt und Stiftungen besucht,
bleibt jetzt besser daheim. Königin Elizabeth II. (93) hat eine für
März geplante Reise in die Umgebung von Manchester und einen Besuch
im Londoner Bezirk Camden abgesagt, auch die Garten-Partys der Queen
zwischen Mai und Juli fallen aus. Japans Kaiser Naruhito (60) und
seine Frau Masako (56) haben umgekehrt ihren geplanten Besuch in
Großbritannien verschoben. Das norwegische Königspaar ist dagegen
ganz offiziell in Quarantäne - vor kurzem waren Harald und Sonja in
Jordanien und in Norwegen muss jeder, der im Ausland war, für zwei
Wochen in die Isolation. Krank ist das Paar aber nicht.

Besonders an junge Menschen appellieren unterdessen Prominente.
Amerikanische Studenten sind es sonst gewohnt, in der Semesterpause
im Frühjahr feucht-fröhlich zu feiern. Hollywood-Star Arnold
Schwarzenegger forderte sie via Twitter auf, in diesem Jahr zu Hause
zu bleiben. In Deutschland kritisieren Politiker sogenannte
Corona-Partys junger Menschen, die die freie Zeit zum Feiern nutzen
wollen.

STAUS AN DEN GRENZEN

An den Grenzübergängen staute es sich auch am Donnerstag - am Morgen
warteten Fahrer etwa an der Autobahn 4 bei Görlitz sechs Stunden, an
der A15 in der Nähe von Cottbus 15 Stunden. Polen hat in der Nacht zu
Donnerstag allerdings die Vorschriften für Lastwagenfahrer und
Berufspendler gelockert. Sie müssen nun nicht mehr beim
Grenzübertritt ein Formular mit Daten zur Erreichbarkeit ausfüllen.
Das soll Zeit sparen.

KANZLERINNEN-FERNSEHEN

Kanzlerin Angela Merkel richtet sich nur selten im Fernsehen direkt
an die Deutschen - ihre Ansprache zur Coronakrise hat am
Mittwochabend viele interessiert. ARD, ZDF und RTL kamen mit den
Ausstrahlungen zusammengerechnet auf 22,81 Millionen Zuschauer.

ZOOS 

Ungewöhnlich ruhig ist es dagegen in Tierparks und Zoos. In Hannover
erkundete ein - noch namenloses - Eisbär-Mädchen das Außengehege ohne

Gäste von außerhalb. Unbeirrt kletterte es über Felsen, probierte
Vögel zu jagen und sprang in das große Planschbecken. Im Shedd
Aquarium in Chicago sind unterdessen die Pinguine los: Während der
vorübergehenden Schließung wegen der Corona-Pandemie teilen
Tierpfleger auf Twitter Videos, auf denen etwa Pinguin-Paar Edward
und Annie an einem verlassenen Informationsschalter und leeren Bänken
vorbeiwatschelt. Die Fische in den Becken haben die Seevögel dabei
stets im Blick.

ZIRKUS 

Veranstaltungen im Zirkuszelt sind gerade sowieso tabu. Für
Zirkusdirektorin Janine Köllner ist die Situation aber besonders
unangenehm: Erst im vergangenen Jahr gründete die Familie einen
eigenen Zirkus, ab diesem Donnerstag sollten die ersten Aufführungen
im bayerischen Oberhaid stattfinden. Das Zelt zieht Blicke auf sich -
groß ist darauf «Circus Corona» zu lesen. Ihr Sohn habe den Namen
seines großen Vorbilds, des legendären «Circus Krone», als kleiner

Junge nicht über die Lippen gebracht. «Irgendwann wurde daraus
Corona», erinnert sich die 33-Jährige. Die Gemeinde erlässt der
Zirkusfamilie nun die Platzmiete, für das Wasser braucht sie auch
nichts zu zahlen.

GEBURTEN 

Schwangere mit oder ohne Coronainfektion müssen nach Überzeugung der
Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) nicht
den Kaiserschnitt wählen. Frauen mit Kaiserschnitten seien anfälliger
für Komplikationen als Mütter, die ihre Kinder natürlich zur Welt
bringen. Zur aktuellen Lage hat die DGGG Informationen für Schwangere
veröffentlicht. Behandlungsempfehlungen für Kreißsäle sollen folgen
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