Sars-CoV-2: Verwirrung in China - Erster Patient in Bayern entlassen

Plötzlich werden deutlich mehr Fälle erfasst: In China sorgt die
Statistik zu Coronavirus-Infizierten für eine Überraschung. Aus
Deutschland gibt es eine gute Nachricht.

München/Peking (dpa) - Der erste von 16 Coronavirus-Patienten in
Deutschland ist aus einer bayerischen Klinik entlassen worden. Der
Mann sei wieder vollständig gesund und nicht mehr ansteckend, teilte
das bayerische Gesundheitsministerium am Donnerstag mit. Alle
Entlassungskriterien seien erfüllt, dazu zählten mehrere negative
Tests auf das Virus Sars-CoV-2. In China sorgt unterdessen ein neues
System zur Zählung von Infektionsfällen für Verwirrung. Die Zahl de
r
Neuinfektionen schnellte in die Höhe. Zwei hohe Politiker in der
schwer betroffenen Provinz Hubei mussten den Hut nehmen. Das
Kreuzfahrtschiff «Aidavita» mit überwiegend deutschen Passagieren an

Bord konnte nicht wie geplant in Vietnam anlegen.

In Bayern werden derzeit 13 weitere Patienten behandelt, die allesamt
in Zusammenhang mit dem Autozulieferer Webasto stehen. Dort hatte
eine chinesische Mitarbeiterin das Virus eingeschleppt. Zwei
infizierte Wuhan-Rückkehrer sind zudem in der Frankfurter Uniklinik
untergebracht. Es gehe ihnen zwar gut, ein Termin für ihre Entlassung
stehe aber noch nicht fest, sagte ein Kliniksprecher am Donnerstag.

Neben den Infizierten stehen in Deutschland noch weit mehr als
Hundert Menschen unter Quarantäne. Derzeit harren 122 Menschen in
einer Kaserne im pfälzischen Germersheim aus, die Anfang Februar aus
der schwer betroffenen chinesischen Stadt Wuhan geholt worden waren.
Wann die Quarantäne dort aufgehoben wird, sollte am Sonntag
entschieden werden. In Berlin sind rund 20 weitere Wuhan-Rückkehrer
in Quarantäne. In Bayern sollten sogenannte Kontaktpersonen der
Infizierten zu Hause bleiben.

Bislang gibt es keine Medikamente, die sich gezielt gegen das Virus
richten. Allerdings können die Symptome von Patienten wie
beispielsweise Atemprobleme bekämpft werden. Vereinzelt werden auch
antivirale Medikamente getestet, unter anderem bei einem Patienten
aus Bayern.

Eine neue Einstufung der Ansteckungen in der schwer vom Coronavirus
Sars-CoV-2 besonders betroffenen Provinz Hubei in Zentralchina hat zu
einem drastischen Anstieg offiziell gemeldeter Fälle geführt. Demnach
werden jetzt auch klinische Diagnosen in die Statistik bestätigter
Fälle aufgenommen, bislang war dafür ein DNA-Test auf das Virus
notwendig. Die Zahl neuer Infektionen versiebenfachte sich im
Vergleich zu den Tagen davor: Mehr als 15 100 Fälle kamen in
Festland-China hinzu. Landesweit stieg die Zahl der Fälle auf fast 60
000. Die Zahl der Todesfälle stieg auf mehr als 1300. Generell
vermuten Experten eine sehr hohe Dunkelziffer im Land, unter anderem,
weil die Möglichkeiten für Labortests begrenzt sind.

Rund zwei Monate nach dem Ausbruch der Epidemie gab es weitere
personelle Konsequenzen: Die Parteichefs sowohl der Provinz als auch
der Metropole Wuhan wurden abgelöst, wie das Staatsfernsehen
berichtete. Zuletzt war die Kritik an der Untätigkeit oder langsamen
Reaktion der Behörden auf den Ausbruch immer lauter geworden.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn befürchtet wegen der
Covid-19-Epidemie neue Arzneimittel-Engpässe in Europa. Hintergrund
sei der Produktionsstopp in China bei wichtigen Wirkstoffen, der in
einigen Wochen zu Knappheit in Europa führen könne, sagte der
CDU-Politiker am Donnerstag vor einem Sondertreffen mit seinen
EU-Kollegen in Brüssel. Die EU-Kommission müsse die Lage analysieren
und Lösungsvorschläge machen.

An Bord des unter Quarantäne gestellten Kreuzfahrtschiffes im
japanischen Yokohama stieg die Zahl der nachgewiesenen Infektionen um
44 auf 218. Die Betroffenen wurden in örtliche Krankenhäuser
gebracht. Zudem starb in Japan erstmals ein mit Sars-CoV-2
infizierter Mensch. Wie das Gesundheitsministerium am Donnerstagabend
(Ortszeit) bekanntgab, handelt es sich um eine Frau in ihren 80ern in
der Tokioter Nachbarprovinz Kanagawa. Nach Erkenntnissen der Behörden
war die Frau in letzter Zeit nicht ins Ausland gereist.

Das Kreuzfahrtschiff «Westerdam» konnte indessen nach tagelanger
Odyssee durch asiatische Gewässer in Sihanoukville in Kambodscha
anlegen. Das Schiff mit 2300 Menschen an Bord durfte zuvor wegen der
Sorge vor einer Einschleppung von Covid-19 mehrere Häfen nicht
anlaufen. Unter den Passagieren an Bord des Schiffes waren nach
Angaben der Reederei Holland America Line auch 57 Deutsche.

Unterdessen könnte sich bereits die nächste Odyssee eines
Kreuzfahrtschiffes anbahnen: Die «Aidavita» der Rostocker Reederei
Aida Cruises konnte die vietnamesische Hafenstadt Cai Lan in der
Halong Bucht nicht anlaufen. Die örtliche Tourismusbehörde habe
Passagieren und Besatzung untersagt, an Land zu gehen, teilte ein
Mitarbeiter der Behörde mit. Auf der «Aidavita» befinden sich nach
Angaben der Reederei rund 1100 zumeist aus Deutschland kommende
Passagiere und 400 Crew-Mitglieder.

Das Schiff sei zuletzt von den Philippinen gekommen und habe zuvor
keinen chinesischen Hafen angesteuert, sagte ein Sprecher von Aida
Cruises am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur in Rostock. «An
Bord der «Aidavita» gibt es weder Verdachtsfälle noch bestätigte
Coronavirus-Erkrankungen.» Nächster Halt der «Aidavita» solle nun d
er
thailändische Hafen Laem Chabang bei Bangkok sein.