Coronavirus - Tourismusbranche befürchtet weniger Gäste aus China

Chinesische Reisegruppen dürfen das Land nicht mehr verlassen,
Reiseveranstalter stornieren. Vor allem zwei sächsische Städte sind
bei Gästen aus Asien beliebt. Das könnte Konsequenzen haben.

Dresden (dpa/sn) - Sachsens Tourismusbranche befürchtet nach einer
zunehmenden Verbreitung des Coronavirus Einbußen bei Gästen aus
China. «Natürlich treffen die Ausreiseverbote und gestrichenen
Flugreisen auch die Tourismuswirtschaft», sagte die Sprecherin der
Tourismus-Marketing-Gesellschaft Sachsen (TMGS), Ines Nebelung, auf
Anfrage. Die genauen Auswirkungen lassen sich vorerst aber noch nicht
beziffern, hieß es. Januar und Februar gehören nicht zu den
reisestarken Monaten im Freistaat. Sollte sich die Lage in den
nächsten Wochen entspannen, könnten abgesagte Reisen möglicherweise
später nachgeholt werden, hieß es.

In Sachsen seien bei den Gästen aus China besonders die Städte
Dresden und Leipzig gefragt, so Nebelung. Laut Statistik übernachten
etwa 83 Prozent der chinesischen Touristen, die nach Sachsen kommen,
in den beiden Städten - die meisten in der Landeshauptstadt. «Der
asiatische Markt hat insgesamt eine hohe Bedeutung», so Nebelung.
China gehöre mittlerweile zu den Top Ten der wichtigsten
Auslandsmärkte und habe in den vergangenen zehn Jahren deutlich
zugelegt.

2018 verbuchte der Freistaat knapp 71 400 Übernachtungen von Gästen
aus China, von Januar bis November 2019 waren es 69 200. Vor allem in
Leipzig ging die Zahl der Übernachtungen allerdings im Vorjahr um
mehr als 20 Prozent zurück. Insgesamt machen Touristen aus China
allerdings einen verhältnismäßig kleinen Teil aus: Bezogen auf die
Übernachtungen aus dem Ausland sind es 3,4 Prozent.

Dennoch fürchtet der Direktor des Hotels am Terrassenufer in Dresden,
Dino Filpi, einen Rückgang. Sein Haus gilt als beliebt bei
Reisegruppen aus China. «Ich mache mir Sorgen, dass der gesamte
südostasiatische Markt nicht nur in Dresden, sondern für ganz Europa
ins Stocken kommt.» Seit Jahren müht sich Filpi um Gäste aus Asien,
fliegt regelmäßig nach China, um für sein Haus zu werben. Die
Reisesaison beginne allerdings erst zu Ostern, zudem erfolgten die
Buchungen meist kurzfristig, so Filpi. Die Folgen von Stornierungen
lassen sich daher noch nicht absehen. «Es wird wohl ein schwieriges
Jahr werden», fürchtet der Hotelchef. Zahlreiche Airlines haben ihre
China-Flüge bereits gestrichen.

In Leipzig gibt man sich vorerst gelassen: «Die Monate Januar und
Februar sind eher keine Reisemonate für Chinesen», so ein Sprecher
der Leipzig Tourismus und Marketing GmbH. Im Vorjahr zählte die
Messestadt in beiden Monaten gerade einmal knapp 1200 Übernachtungen
aus China. Individualtouristen aus China kommen demnach vor allem im
Juli und August. «Insofern dürfte es aktuell in Leipzig auch keine
nennenswerten Stornierungen von chinesischen Touristen geben.»

Nach Angaben der Dresden Marketing GmbH sind derzeit noch keine
Stornierungen aus China in Hotels der Landeshauptstadt bekannt. «Wir
beobachten die Entwicklung weiter und hoffen, dass sich die Lage in
der touristischen Hochphase im Sommer wieder entspannt haben wird»,
sagte Geschäftsführerin Corinne Miseer. Chinesische Besucher machen
etwa fünf Prozent der Übernachtungsgäste im Elbland aus, weitaus mehr

kommen aus Polen, den USA oder der Schweiz. Von Januar bis November
verbuchte die Region knapp 38 000 Übernachtungen aus China. «Wenn
Chinesen nicht ins Ausland reisen können, betrifft dies den
Tourismus weltweit», so Miseer.