EU sagt Krebs den Kampf an - Weltweit steigende Zahlen

Fast jeder Zweite in Deutschland bekommt im Laufe seines Lebens
Krebs. Die Zahlen steigen weltweit. Doch ein Sieg über die Krankheit
sei möglich, glauben EU-Politiker. Jetzt gehen sie es an.

Brüssel (dpa) - Jedes Jahr 1,3 Millionen Tote und 3,5 Millionen neue
Fälle in Europa: Gegen die hohen Krebszahlen will die Europäische
Union gezielter und mit vereinten Kräften vorgehen. Zum Weltkrebstag
am Dienstag lancierte die EU-Kommission am Dienstag «Europas Plan zum
Sieg über den Krebs». Ziele sind mehr Forschung, mehr Datenaustausch
und bessere Vorsorge. Denn die Heilungschancen in den 27 EU-Staaten
sind heute sehr unterschiedlich, wie Kommissionschefin Ursula von der
Leyen beklagte.

Krebs trifft nicht nur in Europa Millionen Menschen: Die Zahl der
Fälle dürfte sich nach einer Prognose der Weltgesundheitsorganisation
(WHO) bis 2040 fast verdoppeln. 2018 erkrankten laut WHO weltweit
18,1 Millionen Menschen neu an Krebs, 9,6 Millionen Menschen starben
daran. Im Jahr 2040 dürften etwa 29 bis 37 Millionen Menschen neu an
Krebs erkranken. Gründe für den Anstieg sind unter anderem die
wachsende Weltbevölkerung und die Tatsache, dass viele Menschen älter
werden.

Für die Bundesrepublik erwartet das Deutsche Krebsforschungszentrum
(DKFZ) einen Anstieg der jährlichen Neuerkrankungen von derzeit
500 000 auf dann etwa 600 000 Fälle. Nach Angaben des Robert
Koch-Instituts erkrankt in Deutschland fast jeder Zweite an Krebs:
Bei Frauen beträgt das Lebenszeitrisiko 42,6 Prozent, bei Männern
47,5 Prozent. In der EU ist Krebs nach offiziellen Daten für etwa ein
Viertel der jährlichen Todesfälle verantwortlich.

Von der Leyen erinnerte in einer Rede zum Anti-Krebs-Plan daran, dass
ihre Schwester im Alter von elf Jahren an einem Tumor gestorben sei -
einer der Gründe für sie, Ärztin zu werden. Fast jeder kenne die
Krankheit bei Angehörigen oder Bekannten und auch die damit
verbundene Hilflosigkeit. Doch gemeinsam könne und müsse Europa mehr
tun.

Die unterschiedlichen Überlebenschancen seien untragbar, sagte von
der Leyen: «Für eine Frau mit Gebärmutterhalskrebs in Rumänien ist
es
16 Mal wahrscheinlicher zu sterben als für eine Frau in Italien.»
Alle Bürger müssten ebenso Zugang zu Früherkennungsuntersuchungen
haben wie zu den Impfungen etwa gegen Gebärmutterhalskrebs. «Wir
können 100 Prozent der Bevölkerung erreichen», meinte von der Leyen.


Insgesamt müsse die Vorbeugung verbessert werden, denn 40 Prozent der
Krebsfälle seien vermeidbar, sagte die Kommissionspräsidentin. Zu
erwägen seien etwa Zielmarken für Präventionsausgaben. Auch der
Lebensstil habe enormen Einfluss. Es gehe darum, Sport und gesunde
Ernährung voranzubringen.

Besondere Bedeutung habe die Erforschung neuer Technologie wie
künstlicher Intelligenz, die zum Beispiel Frühdiagnosen verbessern
könne. Wichtig sei zudem der Datenaustausch. Dafür errichte die
Kommission eine gemeinsame Plattform für Gesundheitsdaten, auf der
Wissenschaftler ihre Erkenntnisse austauschen könnten.

Zu dem Anti-Krebs-Plan sollen sich zunächst Fachleute, Forscher,
Ärzte und Patienten in einer sogenannten Konsultation äußern. Die
Ergebnisse sollen in eine Strategie einfließen. «Gemeinsam können wir

den Krebs besiegen», erklärte der Fraktionschef der Europäischen
Volkspartei, Manfred Weber. «Was wäre das für ein gigantischer
Erfolg, wenn wir in der EU in der Lage wären, das Leid von so vielen
Millionen Menschen zu lindern?»