Komitee der Opec analysiert den Ölmarkt angesichts des Preisverfalls

Wien (dpa) - Als Reaktion auf den Preisrutsch beim Rohöl wird ein
Fachkomitee aus Opec- und Nicht-Opec-Staaten die Lage auf dem
Weltmarkt beraten. Nach Angaben aus informierten Kreisen wird das
Joint Technical Committee (JTC) am Dienstag und Mittwoch in Wien
zusammenkommen. Es geht darum, ob das Komitee dem Öl-Kartell und
seinen Verbündeten eine Drosselung der Ölproduktion empfiehlt oder
sie gar veranlasst. «Wir haben eine Notfallsituation», sagte der
Analyst der Commerzbank, Carsten Fritsch, am Montag mit Blick auf die
Ausbreitung des Coronavirus und die wirtschaftlichen Folgen.

Die Ölnachfrage in China stehe möglicherweise vor einem Einbruch um
20 Prozent, heißt es in einer Analyse der Bank. Eine weitere
Drosselung der Ölproduktion seitens der Opec hänge stark davon ab,
wie leidensbereit Saudi-Arabien sei, meinte Fritsch. «Denn die werden
es alleine machen müssen.» Unter den insgesamt 24 Mitgliedsstaaten
der Opec+ sei die Bereitschaft anderer Länder nicht sehr groß, den
Ölhahn weiter zuzudrehen.

Nach Ansicht des Analysten besteht unmittelbarer Handlungsbedarf. Ein
Warten auf das für den 5. und 6. März geplante Ministertreffen des
Kartells und anderer Ölförderstaaten sei schwierig. Bis dahin drohe
der Preis unter die Marke von 50 Dollar pro Barrel (159 Liter) zu
rutschen und damit die Tiefstände vom Dezember 2018 zu erreichen.

Der russische Präsident Wladimir Putin telefonierte angesichts der
Lage nach Kremlangaben am Montag mit dem saudischen König Salman.
Beide wollen demnach ihre Handlungen weiter gemeinsam aufeinander
abstimmen, um die Stabilität auf dem Ölmarkt zu gewährleisten.
Details nannte der Kreml nicht. Experten in Moskau gingen von einer
weiteren Produktionskürzung aus.

Das Ölkartell Opec und weitere Förderstaaten hatten sich erst im
Dezember auf eine Produktionskürzung um weitere 500 000 Barrel pro
Tag geeinigt. Mit diesem Schritt wollte die Opec+ insgesamt 2,1
Millionen Barrel Öl pro Tag weniger produzieren als im Oktober 2018.
Seit dem Beschluss im Dezember ist der Ölpreis von knapp 70 Dollar
für die Sorte Brent auf deutlich unter 60 Dollar pro Fass gefallen.