Neues Virus: Was passiert bei einem Verdachtsfall in Deutschland?

Berlin (dpa) - Auch wenn es inzwischen einen ersten Nachweis der
neuen Lungenkrankheit in Deutschland gibt, ist das Risiko für eine
Ansteckung mit dem neuartigen Coronavirus hierzulande weiterhin
gering. Schon ein Verdachtsfall wird an die jeweilige
Gesundheitsbehörde gemeldet. Ein Verdacht auf eine Erkrankung liegt
nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vor allem in zwei Fällen
vor: Zum einen, wenn ein Mensch eine akute Infektion der unteren
Atemwege wie zum Beispiel eine Lungenentzündung hat und bis maximal
14 Tage vor dem Beginn der Erkrankung in einem Risikogebiet - etwa in
Wuhan in China - war. Als Verdachtsfall wird auch eingestuft, wenn
die Person nur Symptome wie Husten hat, aber in direktem Kontakt mit
einem Erkrankten war.

In diesen beiden Fällen soll ein Test auf das Virus veranlasst
werden. Lars Schaade vom RKI empfiehlt potenziell Erkrankten, vorher
unbedingt beim Arzt oder im Krankenhaus anzurufen. So könnten die
Ärzte Vorbereitungen treffen, um die Ansteckungsgefahr für andere
Menschen möglichst gering zu halten.

Bei der Untersuchung wird idealerweise jeweils eine Probe aus den
unteren und den oberen Atemwegen genommen. Das Virus findet sich
beispielsweise im Hustenauswurf. Die Auswertung des Tests dauert
knapp fünf Stunden, dazu kommt noch die Zeit, die der Transport
mittels Kurier ins Labor braucht. Bislang gebe es etwa eine Handvoll
Labore, die den Test anbieten, sagte Lars Schaade. Das werde sich
aber bald ändern. «Die Labore bereiten sich darauf vor, dass die Zahl
der Verdachtsfälle steigt.» Bisher wurde der Test in Deutschland
einige Dutzend Mal durchgeführt - ein positives Ergebnis gab es
anders als etwa in Ländern Asiens oder in Frankreich bisher nicht.

Solange nicht klar ist, ob eine als Verdachtsfall eingestufte Person
das Virus in sich trägt, empfiehlt das RKI eine Isolierung im
Krankenhaus. Der Betroffene wird dann in einem Einzelzimmer
untergebracht und das Klinikpersonal muss Schutzkleidung tragen.

Fällt das Testergebnis positiv aus, bleibt die Isolierung bestehen.
Zusätzlich müssen dann auch die Menschen für 14 Tage beobachtet
werden, mit denen der infektiöse Patient Kontakt hatte. Sie würden
dann zunächst namentlich registriert, es werde nach Symptomen gefragt
und es würden gegebenenfalls auch Labortests gemacht, erklärt der
Berliner Virologe Christian Drosten.

Eine schützende Impfung oder eine spezielle Therapie zur Behandlung
der Erkrankung gibt es nicht, die Symptome können aber mit
Medikamenten abgemildert werden. Nach derzeitiger Einschätzung von
Experten verläuft die neuartige Lungenkrankheit offenbar in den
meisten Fällen mild, möglicherweise sogar ohne Symptome. Von den in
China registrierten Todesfällen gehen die meisten nach derzeitigem
Stand auf ältere Patienten mit schweren Vorerkrankungen zurück.

Der neue Erreger ist dem Virus hinter der Sars-Epidemie 2002/2003
sehr ähnlich. Damals hatte es nach Daten der
Weltgesundheitsorganisation (WHO) zwischen November 2002 und Juli
2003 lediglich neun Nachweise in Deutschland gegeben. Todesfälle gab
es hier nicht.