Veranstalter: China-Reisende können umbuchen oder stornieren Von Friederike Marx, dpa

Das Coronavirus ist inzwischen in fast jeder Provinz oder Region
Chinas aufgetaucht. Das hat Folgen für den Tourismus - auch in
Deutschland.

Frankfurt/München (dpa) - Nach der Ausbreitung der neuen
Lungenkrankheit in China ziehen mehrere deutsche Reiseveranstalter
Konsequenzen. Kunden können bevorstehende Trips umbuchen oder
stornieren. Die wirtschaftlichen Folgen für die Branche dürften sich
aber in Grenzen halten. Für viele Veranstalter ist China kein großer
Markt. Umgekehrt ist Deutschland dagegen ein beliebtes Reiseziel für
Touristen aus China. Peking hatte jüngst den Verkauf von
Pauschalreisen auch ins Ausland untersagt.

Tui-Kunden, die in den nächsten zwei Wochen eine China-Reise geplant
haben, können gebührenfrei auf einen anderen Reisetermin umbuchen,
wie der deutsche Branchenprimus am Montag auf Anfrage mitteilte.
Aktuell hat Tui nach eigenen Angaben nur wenige Gäste in dem Land.
Hauptreisezeit ist der Sommer. «Wir stehen weiterhin in Kontakt mit
den Behörden und beobachten die Situation genau», sagte eine
Sprecherin.

DER Touristik bietet kostenlose Stornierungen und Umbuchungen für
China-Reisen mit Abreisetermin bis 31. März an. Die
Veranstaltermarken Dertour, Meiers Weltreisen und ADAC Reisen haben
das Reich der Mitte im Programm. Aktuell ist eine knapp dreistellige
Anzahl von Gästen in dem Land unterwegs. Sie würden mit SMS und
Aushängen in den Hotels auf dem Laufenden gehalten, erklärte DER
Touristik. Man beobachte die Lage genau.

Gäste der FTI Group können nach Angaben des Veranstalters Trips mit
Abreisedatum bis einschließlich 21. Februar kostenfrei umbuchen oder
stornieren.

Studiosus sagte unterdessen Reisen in das Land bis einschließlich 15.
April ab. «Vor dem Hintergrund einer anhaltenden
Lage-Verschlechterung und der Verschärfung der Reisehinweise des
Auswärtigen Amtes sehen wir derzeit keine Möglichkeit, geplante
Chinareisen durchzuführen», teilte der Anbieter auf seiner Homepage
mit. Mit einer raschen Entspannung werde nicht gerechnet.

Aktuell hat Studiosus nach eigenen Angaben keine Gäste in China. Der
nächste Trip sollte ab dem 15. März stattfinden. China-Gäste mit
Abreise bis zum 31. Mai können kostenlos umbuchen oder stornieren.

Das Auswärtige Amt in Berlin riet dazu, nicht notwendige Reisen in
die betroffenen Gebiete zu verschieben. Allgemein sei derzeit mit
erheblichen Einschränkungen der Mobilität innerhalb Chinas zu
rechnen. Der Erreger ist inzwischen in fast jeder Provinz oder Region
des Landes aufgetaucht.

China ist für deutsche Veranstalter eher ein kleiner Markt. Der
Deutsche Reiseverband (DRV) wies darauf hin, dass jährlich etwa 600
000 bis 650 000 Bundesbürger in das Land reisen. Davon sind etwa zwei
Drittel Geschäftsreisende.

Für den Deutschland-Tourismus sind Gäste aus China von größerer
Bedeutung. So wurden nach jüngsten Daten 2018 etwa 3 Millionen
Übernachtungen von chinesischen Reisenden in Hotels, Pensionen und
anderen Unterkünften zwischen Rügen und Garmisch-Partenkirchen
gezählt. Sie belegten damit Platz 12 im Ranking ausländischer
Urlauber. Hauptreisesaison sind die Sommermonate.

«Das hohe Ausgabeverhalten der Chinesen mit einem Umsatz von sechs
Milliarden Euro 2018 spiegelt die wirtschaftliche Bedeutung für den
Einzelhandel und die Tourismus- und Freizeitindustrie im Reiseland
Deutschland wider», sagte Petra Hedorfer, Vorsitzende des Vorstandes
der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT). Ganz oben auf der
Beliebtheitsskala stehen bei Chinesen nach Angaben der DZT München,
Frankfurt, Berlin und Köln.

Welche Folgen die Reisebeschränkungen hätten, hänge davon ab, wie
diese weiter ausgestaltet würden und wie lange sie in Kraft blieben.
Aktuell wurden den Angaben zufolge Gruppen- und Pauschalreisen ins
Ausland mit Abreisedatum ab Montag (27. Januar) abgesagt.