Was über das Corona-Virus bislang bekannt ist

Berlin (dpa) - China reagiert mit der Abriegelung von
Millionenstädten, um die Ausbreitung einer Lungenkrankheit zu
verhindern. Was bislang über den neuartigen Erreger bekannt ist:

Übertragung

Angenommen wird, dass das Coronavirus durch Tröpfcheninfektion etwa
beim Husten übertragen wird. «Eine Ansteckung über kontaminierte
Gegenstände gibt es eher nicht», sagte Jonas Schmidt-Chanasit vom
Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM). Vermutet wird
demnach derzeit, dass das Virus sich vor allem in den unteren
Lungenbereichen ansiedelt und weniger ausgeprägt in den oberen
Atemwegen. Das würde ein geringeres Ansteckungspotenzial bedeuten, da
der es von Lunge zu Lunge weiter ist als etwa von Nase zu Nase.

Ansteckungsgefahr

Das neuartige Coronavirus ist nach Einschätzung von Experten
weiterhin ein kaum ansteckender Erreger. Die meisten Fälle beträfen
nach wie vor die Millionen-Metropole Wuhan, das Virus habe sich nicht
sehr stark ausgebreitet, sagte Schmidt-Chanasit. Zudem habe sich kaum
Krankenhauspersonal angesteckt, und auch bei den Fällen in anderen
Ländern habe es bisher keine Übertragung auf weitere Menschen
gegeben. «Vielfach geht das Virus höchstens auf einen weiteren
Menschen über, dann läuft sich die Infektion tot», erklärte er. Lan
ge
Übertragungsketten von einem zum nächsten wie bei Sars gebe es bei
dem neuen Virus bislang nicht oder höchstens ganz vereinzelt. «Es
kann mal ein Erkrankter dabei sein, der viele andere ansteckt,
überwiegend wird das Virus aber gar nicht oder an nur eine weitere
Person weitergegeben.» Auch nach WHO-Informationen haben sich
Menschen bislang nur bei engem Kontakt mit Infizierten angesteckt, in
der Familie oder in Praxen und Gesundheitszentren.

Gefährlichkeit

Wie hoch die Sterberate bei dem neuen Erreger sei, lasse sich noch
nicht sicher sagen, so Schmidt-Chanasit. «Nach derzeitigen Daten
könnte sie ähnlich wie bei der letzten Influenza-Welle in Deutschland
liegen.» Allerdings gebe es bei beiden Infektionen eine hohe Zahl
sehr milder und daher gar nicht erfasster Erkrankungen, die
tatsächliche Sterberate könne daher noch weitaus niedriger liegen.

Anpassungsfähigkeit

Das Virus sei bislang stabil und es seien keine Mutationen beobachtet
worden, sagte Michael Ryan, Direktor der WHO-Notfallprogramms, in
Genf. «Wir sehen keine Veränderungen in der genomischen Sequenz des
Virus.» Coronaviren gelten als sehr anpassungsfähig und wandelbar -
Veränderungen im Erbgut könnten das neue Virus gefährlicher und
ansteckender machen.

Inkubationszeit

Die bisherigen Daten und die Erfahrungen mit anderen auf Coronaviren
zurückgehenden Erkrankungen lassen Experten zufolge eine
Inkubationszeit - also einen Zeitraum von der Ansteckung bis zu
ersten Symptomen - von im Mittel etwa einer Woche annehmen.
«Inkubationszeiten bei Atemwegserkrankungen bewegen sich zwischen 2
und 14 Tagen - und die Extremwerte sind dabei wirklich selten», sagte
der Virusforscher Christian Drosten von der Charité in Berlin.

Atemmasken als Schutz

Dass einfache Atemmasken einen guten Schutz vor dem Virus bieten,
wird von Experten angezweifelt. Im Zuge der Sars-Epidemie 2002/2003
hätten einige Studien für sogenannte FFP3-Masken einen schützenden
Effekt nahelegen wollen, sagte Drosten. «Das waren aber keine
normalen Masken, wie man sie in Asien auf der Straße sieht oder bei
uns im OP, sondern spezielle Feinpartikelmasken.» Mit solchen Masken
könne man im Alltag nicht lange herumlaufen. «Wogegen die normalen
Masken schützen, ist vielleicht der häufige Griff an Mund und Nase -
also die Schmierinfektion.» Wissenschaftlichen Daten dazu lägen aber
nicht vor. Von der WHO hieß es dazu, die Masken würden nicht als
Vorbeugung für Gesunde empfohlen, sondern für Patienten und Leute,
die sich möglicherweise angesteckt haben, damit sie das Virus nicht
verbreiten.