Mehr Tote durch Lungenkrankheit in China - Erster Fall in den USA

Erneut ist die Zahl nachgewiesener Fälle der neuen Lungenkrankheit in
China erheblich in die Höhe geschnellt. Viele Chinesen fühlen sich an
die Sars-Pandemie von 2002/2003 erinnert. Auch außerhalb der
Volksrepublik gibt es weitere Fälle - erstmals auch in den USA.

Peking/New York (dpa) - Mit der Zahl der Tests nimmt in China
unaufhörlich die Zahl der Nachweise der seit Dezember kursierenden
neuen Lungenkrankheit zu. Die Zahl erfasster Todesfälle stieg um
weitere drei auf neun, wie Chinas Staatsrat am Mittwoch berichtete.
Mit 440 Fällen waren im Land zudem gut 100 bestätigte Infektionen
mehr als noch am Vortag erfasst. Auch außerhalb Chinas wurden neue
Erkrankungen bekannt. Erstmals wurde ein Nachweis in den USA
gemeldet.

Erkrankt sei ein Mann, der nach einer Reise in die chinesische Stadt
Wuhan am 15. Januar in die Westküstenmetropole Seattle zurückgekehrt
war, teilte die US-Gesundheitsbehörde CDC am Dienstag (Ortszeit)
mit. Der Mann in seinen 30ern habe bei der Rückreise noch keine
Symptome bemerkt, sich später aber zur Untersuchung in ein
Krankenhaus begeben. Sein Zustand sei gut. Es bestehe nur ein sehr
geringes Risiko, dass er weitere Menschen angesteckt haben könnte,
hieß es. Die Behörden seien dabei, eine Liste der Menschen
zusammenzustellen, mit denen der Mann Kontakt hatte.

Die Krankheit war zuvor bereits in Japan, Südkorea, Taiwan und
Thailand nachgewiesen worden. In Thailand sind mit zwei neuen Fällen
inzwischen vier Nachweise erfasst, wie das Gesundheitsministerium am
Mittwoch mitteilte. Betroffen sind demnach eine Thailänderin, die von
einer Reise aus der chinesischen Stadt Wuhan zurückkehrte, sowie ein
Chinese, der am Sonntag nach Thailand eingereist war. Thailands
Behörden haben nach Ministeriumsangaben seit Anfang Januar rund 20
000 Menschen, die mit Flügen aus Wuhan kamen, auf mögliche Symptome
wie Fieber kontrolliert.

Es wird vermutet, dass das neuartige Coronavirus von einem Fischmarkt
in Wuhan kommt, auf dem auch Wildtiere verkauft wurden. Man gehe zum
jetzigen Zeitpunkt davon aus, dass die Quelle ein Wildtier auf dem
Markt gewesen sei, sagte Gao Fu, Direktor des chinesischen Zentrum
für Seuchenkontrolle. Demnach gab es zunächst Übertragungen vom Tier

zum Menschen, bevor das Virus sich an seinen neuen Wirt anpasste und
es zu Übertragungen zwischen Menschen kam. 

Mit der gerade laufenden Reisewelle zum chinesischen Neujahrsfest am
kommenden Samstag wächst die Gefahr einer Ausbreitung der
Viruskrankheit. Bei der größten jährlichen Reisewelle des Landes sind

einige Hundert Millionen Chinesen unterwegs. Gesundheitsexperten
befürchten, dass besonders ansteckende Patienten das Virus schneller
streuen könnten. Sogenannte Superverbreiter (engl. Superspreader)
hatte es auch bei der ebenfalls von China ausgegangenen Sars-Pandemie
gegeben, der 2002/2003 rund 800 Menschen zum Opfer fielen.

Das neue Virus gehört zur selben Virusart, es ist nur eine andere -
nach derzeitigem Stand harmlosere - Variante. Gerade auch wegen der
Erinnerungen an den Sars-Ausbruch ist die neue Erkrankung bei
Menschen in China zum allgegenwärtigen Thema geworden. Das Land war
damals praktisch zum Stillstand gekommen, Schulen blieben über Wochen
geschlossen. Sars-Viren gehören zu den Coronaviren, die oft harmlose
Erkrankungen wie Erkältungen verursachen. Allerdings gehören auch
Erreger gefährlicher Atemwegskrankheiten wie Mers dazu.

In Peking waren am Dienstag und Mittwoch ungewöhnlich viele Menschen
mit Schutzmasken unterwegs. In einigen Geschäften waren die Masken
bereits ausverkauft. Familien diskutierten, ob geplante Reisen über
die Feiertage abgesagt werden sollten.

Experten hatten am Dienstag erklärt, dass vereinzelte Einschleppungen
der neuen Lungenkrankheit auch nach Europa durch Reisende immer
wahrscheinlicher werden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat
wegen der Lungenkrankheit ihren Notfallausschuss einberufen. Die
Experten sollten am Mittwoch beraten. Auch die EU-Kommission plante
zur Bewertung der Risiken durch die neue Lungenkrankheit ein Treffen.