Ärztekammer: Keine einzige kommunale Klinik mehr privatisieren

Sachsen-Anhalt muss alles tun, damit nicht noch mehr Kliniken in
private Hand kommen, sagen die Ärzte im Land. Das betrifft nicht nur
das Burgenland.

Magdeburg (dpa/sa) - Die Ärztekammer Sachsen-Anhalt hat davor
gewarnt, weitere kommunale Kliniken zu privatisieren. «Die kommunalen
Häuser, die man jetzt schon hat, darf man nicht weggeben», sagte die
Präsidentin der Ärztekammer Sachsen-Anhalt, Simone Heinemann-Meerz am
Mittwoch in Magdeburg. «Wir müssen alles dafür tun, dass das so
bleibt, so auch im Burgenlandkreis.»

Heinemann-Meerz sprach sich dafür aus, dass das Land finanziell
einspringt, um zu verhindern, dass etwa der private Anbieter Ameos
zum Zuge kommt. «Das ist die einzige Klinikkette, die keinen
Tarifvertrag hat und sich gegen Verhandlungen wehrt.» Es müssten
Lösungen gefunden werden, forderte sie.

Heinemann-Meerz zog den Vergleich zur schwierigen Rettung der
Nord/LB. «Wenn die Nord/LB pleite ist oder fast pleite zu werden
droht, werden ja auch Lösungen gefunden. Und ich finde das einen
Skandal, dass das geht und Krankenhäuser außen vor bleiben.»

Derzeit läuft die Suche nach eine Lösung für das insolvente kommunale

Klinikum im Burgenlandkreis. Das Universitätsklinikum Halle hatte
nach einer näheren Prüfung zu große finanzieller Risiken erkannt und

von einer zunächst erwogenen Übernahme Abstand genommen.

Heinemann-Meerz betonte, dass sich Kliniken im Land stärker
spezialisieren müssten. Das sei für Patienten gut und auch für die
Ärzte, wenn sie mehr Fälle zugewiesen bekämen, für die sie eine
Expertise hätten. Der zuletzt in Kraft getretene neue Krankenhausplan
sei da noch nicht mutig genug ausgefallen. Die Kammerpräsidentin
sagte zudem: «Es ist sicher ein Fehler gewesen zu sagen, es wird
keine Klinik in Sachsen-Anhalt geschlossen.»

Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung, Burkhard
John, sagte, kleine Krankenhäuser könnten in Versorgungszentren
überführt werden. Dort könnten die Patientinnen und Patienten auf
hohem Niveau ambulant behandelt werden. Es gebe Konzepte, die
umzusetzen aber nicht ganz einfach sei. «Da ist die Frage der
Finanzierung, der Trägerschaft und der Ärzte, die dort arbeiten.» In

Havelberg etwa wird das bisherige Krankenhaus in ein Seniorenheim
umgewandelt, weil es aus Sicht des privaten Betreibers nicht
wirtschaftlich arbeiten kann. Es stehen Gespräche an, wie die
Patienten künftig versorgt werden können.

Auch die Zahnärzte sehen das Thema Privatisierung kritisch.
«Kapitalgesellschaften und Fonds sind dabei, Praxisketten aufbauen zu
wollen und aus der zahnärztlichen Behandlung ihr Kapital zu ziehen»,
sagte der Präsident der Zahnärztekammer, Carsten Hünecke. «Dagegen

kämpfen wir vehement.» Beispiele aus Frankreich und Spanien hätten
gezeigt, dass im Fall einer Insolvenz solcher Ketten Hunderttausende
Patienten ohne Versorgung dastehen könnten.