Der ewige Zweite: US-Astronaut und Mondfahrer Buzz Aldrin wird 90 Von Christina Horsten, dpa

Buzz Aldrin betrat 1969 den Mond - aber nur als zweiter Mensch nach
Neil Armstrong. Das hing ihm sein ganzes Leben lang nach, er wurde
depressiv und alkoholkrank. Doch unterkriegen ließ Aldrin sich
letztlich nie - und zeigt sich auch zum 90. Geburtstag kämpferisch.

New York (dpa) - Die meisten Menschen zählen die Mondlandung wohl zu
den bedeutendsten Ereignissen der Raumfahrtgeschichte. Für Buzz
Aldrin aber war sie auch ein Fluch. Nicht er, sondern sein 2012
gestorbener Kollege Neil Armstrong durfte 1969 als erster Mensch den
Mond betreten. Der damals 39 Jahre alte Aldrin folgte 19 Minuten
später - und sollte die Rolle des ewigen Zweiten nie wieder
loswerden.

Die Mondlandung war für Aldrin, der am Montag (20. Januar) 90 Jahre
alt wird, der berufliche Höhepunkt. Zurück auf der Erde lief es
beruflich nicht sonderlich glatt, er erlitt einen
Nervenzusammenbruch, wurde depressiv und alkoholsüchtig. Drei Ehen
scheiterten. «An einem Tag bist du der große Held, und am nächsten
Tag sitzt du im Auto und bekommst von einem Polizisten einen
Strafzettel, weil du zu schnell unterwegs warst», sagte Aldrin einmal
bei einer Veranstaltung in New York. «Es ging in meinem Leben also
nicht so sehr um die Reise zum Mond, sondern um die Rückkehr zu
Erde.»

Unterkriegen ließ sich Aldrin letztlich nicht. «Ich habe mir
irgendwann ganz einfach gesagt: «Du warst auf dem Mond. Du hast es
geschafft»», sagte er einmal der «New York Times». «Jetzt geh' hi
er
endlich raus und lebe das Leben, das du willst», motivierte er sich
demnach während eines Klinikaufenthalts. Aldrin setzt sich inzwischen
öffentlich für den Kampf gegen Depression und Alkoholismus ein. «Das

ist zwar nicht das, was ich für mein Leben erwartet hatte, aber wenn
die Dinge auseinanderfallen, muss man sie wieder zusammensetzen.»

Immer wieder nimmt Aldrin zudem zu Raumfahrtfragen Stellung und
zeigte sich beispielsweise bei der Rede zur Lage der Nation von
US-Präsident Donald Trump im Februar 2019 im Publikum - mit Brille
und Krawatte mit US-Flaggenmuster. Als Trump ihn begrüßte, salutierte
er. Und als die US-Raumfahrtagentur Nasa jüngst Pläne für ein neues
Überschall-Flugzeug vorstellte, witzelte Aldrin per
Kurznachrichtendienst Twitter: «Hey, Nasa, wenn ihr einen
Test-Piloten braucht, der mal eine Runde mit diesem Vogel dreht - ich
stehe bereit.»

Geboren wurde Edwin Aldrin 1930 im US-Bundesstaat New Jersey als
jüngstes von drei Kindern. Weil seine Schwester das englische Wort
für Bruder - «brother» - immer wie «buzzer» aussprach, wurde aus

Edwin «Buzz». Er studierte Maschinenbau an der Militärakademie West
Point, ging zur Air Force und promovierte. Mitte der 1950er war er
drei Jahre im rheinland-pfälzischen Bitburg stationiert, 1963 rückte
er ins Nasa-Mond-Programm auf.

Nach der Mondlandung geriet seine Karriere ins Stocken. 1971 verließ
Aldrin die Nasa, gründete ein Raumschiff-, Forschungs- und
Design-Unternehmen, versuchte sich als Berater einer Ölgesellschaft,
als Händler von Cadillacs und als Werbeträger für Volkswagen.

Die größte Herausforderung sei für ihn nicht die Mondlandung gewesen,

sagte Aldrin einmal, sondern das Tanzen in der amerikanischen TV-Show
«Dancing with the Stars» 2010. «Für meine Cha-Cha-Cha-Schritte
brauchte ich viel mehr Selbstvertrauen als damals bei der
Mondlandung.»