Knappe Pillen in der Apotheke - Mehr Lieferengpässe bei Arzneien

Frankfurt/Main (dpa) - Apotheker warnen vor wachsenden
Lieferproblemen bei gängigen Medikamenten. «Lieferengpässe bei
Schilddrüsenarzneien, Arzneien gegen Gicht oder Schmerzmitteln wie
Ibuprofen sind ein dauerndes Ärgernis», sagte Mathias Arnold,
Vizepräsident der Apothekervereinigung ABDA. Auch der Rückruf des
Blutdrucksenkers Valsartan nach einer Verunreinigung habe 2018 zu
einem Mangel in den Apotheken geführt und normalisiere sich erst
langsam. «Die Lieferengpässe haben in den vergangenen Jahren
zugenommen».

Laut dem Apothekerverband hat sich die Zahl der nicht verfügbaren
Rabattarzneien fast verdoppelt: Von 4,7 Millionen Packungen 2017 auf
9,3 Millionen vergangenes Jahr. Jede 50. dieser Arzneien sei von
Lieferengpässen betroffen - also mehr als zwei Wochen nicht verfügbar

oder deutlich stärker nachgefragt als angeboten.

Ein Grund für Lieferengpässe ist Kostendruck im Gesundheitswesen.
Viele Pharmakonzerne lassen laut ABDA Wirkstoffe in Fernost
herstellen - etwa Antibiotika in China und Indien. Dort konzentriert
sich die Produktion auf nur wenige Betriebe. Steht die Produktion
zeitweilig still oder kommt es zu Arznei-Rückrufen, hakt es in der
Lieferkette. Die Apotheker fordern ein Exportverbot bei knappen
wichtigen Arzneien sowie eine stärkere Wirkstoffproduktion in Europa.

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte sieht aber
keinen Grund dafür, Alarm zu schlagen. Die Behörde hat fast 290
Meldungen über Lieferengpässe erfasst - bei rund 103 000 zugelassenen

Arzneimitteln hierzulande. Zwar gebe es «eine kontinuierliche
Steigerung der Lieferengpass-Meldungen». Ein Lieferengpass sei aber
noch lange kein Versorgungsengpass, da es oft alternative Mittel
gebe.