13-Jährige soll Attacke mit Spritze vorgetäuscht haben Von Helge Toben, dpa

Fassungslosigkeit in Gelsenkirchen - erst über eine angebliche
Attacke mit einer Spritze, dann darüber, dass wohl alles eine Lüge
war. Eine 13-Jährige soll sich den Überfall ausgedacht haben.

Gelsenkirchen (dpa) - Eine 13-Jährige soll in Gelsenkirchen einen
brutalen Überfall auf sie mit einer Spritze vorgetäuscht haben. Die
Jugendliche hatte am Donnerstag angegeben, dass ein Mann sie bedroht
und ihr mit einer handelsüblichen Spritze eine unbekannte Substanz
verabreicht habe. Das Mädchen kam in ein Krankenhaus. Die Polizei
nahm die Schilderungen sehr ernst und rief die Bevölkerung zur
Wachsamkeit auf. Am Freitag stellte ein Rechtsmediziner laut Polizei
fest, dass sich die 13-Jährige die Verletzungen selbst zugefügt
hatte. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Jugendliche den
Vorfall vorgetäuscht hat. Warum die Jugendliche das tat, war zunächst
völlig unklar. Sie sollte dazu erneut befragt werden.

Die Schülerin hatte angegeben, auf einer Straße unweit der Innenstadt
von einem Mann mit einem Messer bedroht worden zu sein. Er habe sie
aufgefordert, ihm zu folgen. Auf einem großen Parkplatz soll er dann
die Spritze hervorgeholt und die Substanz injiziert haben. Die
Schülerin gab an, dass er noch die Worte «Nummer Sechs» sagte, bevor

er floh. Sie klingelte bei einem Anwohner in der Nähe des
Parkplatzes. Der brachte sie kurzerhand in ein Krankenhaus in der
Nähe, wo sie stationär aufgenommen wurde. Später gab sie der Polizei

eine genaue Täterbeschreibung. So soll der Mann weiße Handschuhe
getragen haben.

Die Polizei hatte noch am Freitagvormittag keinen Zweifel daran
gelassen, dass sie die Schilderungen der Jugendlichen für glaubhaft
hält. Wegen der angeblichen Äußerung «Nummer Sechs» waren die
Ermittler in Sorge, dass es schon vorher Opfer gab oder es noch
weitere geben könnte. Auch in benachbarten Städten wurde die Polizei
kontaktiert.

Die Ermittler hatten gerätselt, welchen Stoff der Unbekannte dem
Mädchen injiziert haben könnte. Das Opfer habe bereits kurz nach der
angeblichen Attacke Ausfallerscheinungen gehabt, sagte ein
Polizeisprecher. Welcher Art diese waren und ob sie am Freitag noch
anhielten, wurde nicht bekannt. Eine Blutuntersuchung sei ohne Befund
verlaufen, hieß es schließlich am Nachmittag. Mit anderen Worten: Im
Blut wurde nichts Ungewöhnliches gefunden.

Der Fall erinnert an den sogenannten «Hakenkreuz»-Fall aus dem Jahr
2007. Eine 17-Jährige hatte sich damals im sächsischen Mittweida ein
Hakenkreuz in die Hüfte geritzt. Sie hatte behauptet, Neonazis hätten
ihr die Verletzung zugefügt, als sie ein Aussiedlerkind vor
Misshandlungen der Männer schützen wollte. Sie wurde im November 2008
wegen Vortäuschens einer Straftat vom Amtsgericht Hainichen zu 40
Arbeitsstunden verurteilt. Im Fall der 13-Jährigen ist eine
strafrechtliche Verfolgung ausgeschlossen, da sie wegen ihres Alters
noch strafunmündig ist.