Suche nach Pflegekräften führt Bundesminister Spahn nach Mexiko

Es fehlt an zehntausenden Menschen, um sich um Deutschlands
Pflegebedürftige zu kümmern. Die Bundesregierung will die Lücke mit
Fachkräften aus dem Ausland schließen. Um solche anzuwerben, ist
Gesundheitsminister Spahn rund 10 000 Kilometer weit gereist.

Mexiko-Stadt (dpa) - Wegen des enormen Bedarfs an Pflegepersonal in
Deutschland hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn in Mexiko um
Fachkräfte geworben. Während seines Besuchs in der Hauptstadt des
lateinamerikanischen Landes wurde am Freitag eine Absichtserklärung
unterschrieben, nach der mexikanischen Pflegern etwa durch eine
Beschleunigung der Annerkennungs- und Visaverfahren die Einreise nach
Deutschland erleichtert werden soll. Der CDU-Politiker traf sich auch
mit 15 Vertretern mexikanischer Ausbildungseinrichtungen für
Pflegeberufe und lud sie zu einer Deutschlandreise ein.

Die Ausbilder sollen das deutsche System kennenlernen und nach ihrer
Rückkehr in Mexiko für die Arbeit als Kranken- oder Altenpfleger in
Deutschland werben. Hauptsächlich gehe es um Austausch und
Kooperation, betonte Spahn. Es sei ihm wichtig, dass beide Länder
davon profitieren.

Angesichts des Pflegenotstands will die Bundesregierung Fachkräfte
aus mehreren Ländern - auch etwa aus dem Kosovo und den Philippinen -
nach Deutschland holen. Ausgesucht wurden Spahn zufolge Länder, deren
Bevölkerungen relativ jung sind und die über den eigenen Bedarf
hinaus Pflegekräfte ausbilden.

Deutschland sei das zweitälteste Land der Welt, betonte er. Es gebe
geschätzt 50 000 bis 80 000 Pflegestellen, die finanziert, aber
unbesetzt seien. In Mexiko würden viele junge Menschen zu
Pflegekräften ausgebildet, die aber im dortigen Gesundheitswesen
keinen Job fänden. Diese könnten in Deutschland berufliche Erfahrung
sammeln. «Deswegen kann das ein Gewinn für alle Seiten sein.»

Vertreter der Deutsch-Mexikanischen Industrie- und Handelskammer
sowie der saarländischen Standortagentur Saaris unterschrieben die
Absichtserklärung im Beisein Spahns. Saaris soll demnach als
Dachorganisation der sogenannten Konzertierten Aktion Pflege (KAP)
fungieren, um die Anwerbung von Pflegefachkräften aus dem Ausland
durch Einrichtungen des Gesundheitswesens und private
Personalagenturen zu bündeln. Qualität, Arbeitsbedingungen,
Vergütungen, Sprachkurse und Willkommensprogramme sollen unterstützt
werden.

Mexikanische Pflegekräfte sollen drei Monate nach Antragstellung in
Deutschland sein und drei Monate danach eine Anerkennung als
Fachkraft erhalten, hieß es aus dem Bundesgesundheitsministerium.
Eine Zielvorgabe bei der Anzahl der angeworbenen Pfleger gibt es laut
Spahn nicht.

Trotz einer großen Nachfrage an einer Ausbildung in der Pflege seien
in Mexiko viel weniger Menschen in dem Bereich beschäftigt als
gebraucht würden, erklärte der Chef des Think-Tanks Funsalud, Héctor

Valle, dem Minister. Als Grund nannte er sehr geringe öffentliche
Ausgaben im Gesundheitswesen. «Es ist traurig», ergänzte Silvia
Salas, die Leiterin der Autonomen Universität des Bundesstaates
Yucatán - eine der 15 nach Deutschland Eingeladenen.