46-Jähriger stirbt durch Messerstich - Freispruch für angeklagte Frau

Ein 46-Jähriger streitet mit seiner Partnerin und erleidet dabei eine
tödliche Stichverletzung. «Er ist mir ins Messer gefallen», erklärt

die junge Frau vor Gericht. Nach einem ungewöhnlichen Experiment von
Hamburger Rechtsmedizinern lautet das Urteil: Freispruch.

Hamburg (dpa/lno) - Im Prozess um den Tod eines 46-Jährigen durch
eine Messerverletzung in Hamburg-Wilstorf ist die Angeklagte am
Donnerstag freigesprochen worden. Die Strafkammer am Landgericht sei
zu dem Ergebnis gekommen, dass sich der Mann möglicherweise selbst
aufgespießt habe, sagte ein Gerichtssprecher. Die Schilderung der 27
Jahre alten Angeklagten, wonach ihr der Mann bei einem Streit ins
Messer lief, sei nicht zu widerlegen. Es blieben allerdings Zweifel.
Die Staatsanwaltschaft hatte sieben Jahre Haft wegen Totschlags
gefordert.

Das Paar war am Abend des 22. November 2018 in der Wohnung des Mannes
in Streit geraten. Nach Darstellung der Angeklagten bedrohte der
46-Jährige sie im Schlafzimmer mit einer Schere. Sie flüchtete
daraufhin ins Wohnzimmer, nahm ein Küchenmesser vom Tisch und hielt
es schützend vor ihre Brust. In dem Augenblick sei der Mann durch die
noch nicht ganz geschlossene Tür gestürmt und mit Schwung in das
Messer gelaufen.

Das Gericht ließ das Geschehen von Rechtsmedizinern mit Leichen
nachstellen. Dabei ging es um die Frage, ob der Schwung des Mannes
tatsächlich für den Stich durch das Brustbein gereicht haben könnte.

Die Mediziner bejahten die Frage schließlich, zumal der Tote im
Brustbereich eine geringe Knochendichte aufwies.

Für die Angeklagte habe auch gesprochen, dass sie gleich nach dem
Zwischenfall den Notruf wählte. In dem aufgezeichneten Anruf sagte
sie: «Er hatte eine Schere in der Hand, ich habe ein Messer
gegriffen, und er ist mir ins Messer gefallen.» Das Urteil ist noch
nicht rechtskräftig.