Prozess gegen falschen Arzt beginnt - Angeklagter fleht um Nachsicht

Kassel (dpa) - Wegen Betrugs, Urkundenfälschung und versuchter
Körperverletzung muss sich ein falscher Arzt seit Montag vor dem
Landgericht Kassel verantworten. Mehrfach soll der 37-Jährige
Arbeitgeber getäuscht haben und als Mediziner eingestellt worden
sein. Zum Prozessauftakt flehte der libysche Staatsangehörige
minutenlang schluchzend um Nachsicht, verwies auf seine drei Kinder
und seine Frau. Die ihm vorgeworfenen zahlreichen Vergehen räumte er
teilweise ein, beharrte aber: «Ich bin trotzdem Arzt, ich schwöre bei
Gott.»

Laut Anklage ist an dem Mann wenig echt: Zulassungen, Bescheinigungen
über Promotionsverfahren, Zeugnisse, Sprachkursteilnahmen,
Unizertifikate, Aufenthaltsberechtigung - diese bei Kliniken und
Praxen vorgelegten Dokumente sollen gefälscht gewesen sein. Trotzdem
durfte der Mann in einer Praxis und in Kliniken in Bayern und Hessen
behandeln. Zuletzt hatte sich der 37-Jährige sogar erfolgreich
beworben, obwohl er bereits wegen ähnlicher Vergehen zu einer
Haftstrafe von zwei Jahren und fünf Monaten verurteilt worden war.
Das Urteil war zunächst nicht rechtskräftig gewesen. Mittlerweile
sitzt der Mann aber in Haft.

Dass keine Menschen zu Schaden kamen, war laut Staatsanwaltschaft
Zufall: Einem 20 Tage alten Baby soll er ein Durchfallmittel für
ältere Kinder verschrieben haben. Einer Nachbarin der Mutter fiel das
rechtzeitig auf. In einem anderen Fall bemerkte eine Krankenschwester
Fehler beim Anschließen einer Blutkonserve. Bis Ende Juli sind drei
weitere Verhandlungstermine angesetzt.