Personalmangel: Hilfe für psychisch Kranke in Neukölln eingeschränkt

Ein Job in einem Berliner Gesundheitsamt gilt bei vielen Fachärzten
als wenig attraktiv. Es ist schwer, neue Leute zu finden. In Neukölln
schlägt ein Bezirksstadtrat jetzt Alarm.

Berlin (dpa/bb) - Wenn Polizei und Feuerwehr zu Krisen psychisch
kranker Menschen gerufen werden, schickt der Bezirk Neukölln vorerst
keine seiner Ärzte mehr los. Grund sei «massive Personalnot», sagte
der Berliner Gesundheits-Bezirksstadtrat Falko Liecke (CDU) am
Freitag. Ihm sei diese «reine Notwehrmaßnahme» nicht leicht gefallen,

Leidtragende seien Einsatzkräfte ebenso wie Patienten. Diese können
unter Umständen eine Gefahr für sich selbst und für andere sein.

Von fünf Stellen im sogenannten Sozialpsychiatrischen Dienst seien
noch zwei besetzt, begründete Liecke den Schritt. Dass diese
Kolleginnen Aufgaben wie Entscheidungen über Zwangseinweisungen in
Kliniken wahrnähmen, habe Vorrang. Für offene Stellen fänden sich
keine Bewerber, so Liecke. Er dürfe gemäß der Vorgaben der
Senatsverwaltung für Finanzen Zuschläge von maximal 7 Prozent
bezahlen - nötig seien aber 20 Prozent, um Interessenten zu finden.

Personalmangel im öffentlichen Gesundheitsdienst in Berlin ist seit
Jahren bekannt. Als Grund gilt vor allem die vergleichsweise
schlechte Bezahlung. Die Mitarbeiter übernehmen wichtige Aufgaben,
dazu zählen zum Beispiel auch Hygienekontrollen in Krankenhäusern
oder Einschulungsuntersuchungen.

Eine Sprecherin der Senatsverwaltung für Finanzen erklärte, man sei
weiter bemüht, die Bezahlung der Ärzte in dem Bereich neu
aufzustellen. Gewerkschaften und Personalvertretung hatten das
Vorhaben des Senats im August 2018 abgelehnt, diese Ärzte im
Einzelfall besser zu bezahlen. Außertarifliche Entgelterhöhungen für

bestimmte Ärzte seien kein geeigneter Weg gegen den Fachkräftemangel
und für Betroffene sogar nachteilig, hieß es.

«Alle Bezirksämter müssen in der Zwischenzeit mit der schwierigen
Situation umgehen», teilte eine Sprecherin der Gesundheitsverwaltung
mit. Sie verwies auf eine Zunahme der besetzten Stellen in den
Gesundheitsämtern seit Ende Juni 2018 um gut 50 auf rund 1540. «Es
stimmt also gerade angesichts zahlreicher Pensionierungen nicht
generell, dass niemand in den Berliner Gesundheitsämtern arbeiten
möchte.» Angaben zur Situation nur bei Arztstellen machte sie nicht.