Spritzenautomat soll Heroinabhängigen in Nürnberg helfen

In Nürnberg gab es in diesem Jahr schon zehn Drogentote. Die Stadt
will Abhängigen helfen. Neben Spritzenautomaten mit sterilen
Utensilien fordern Initiativen auch Drogenkonsumräume. Doch die
Staatsregierung lehnt diese ab.

Nürnberg (dpa/lby) - Die FDP in Nürnberg will mit Spritzenautomaten
die Zahl der Drogentoten verringern. «Die bessere Verfügbarkeit von
frischem Spritzbesteck hilft, Überdosierungen zu vermeiden. Zugleich
reduziert sich hierdurch die Infektionsgefahr der Konsumenten,
insbesondere das HIV-Ansteckungsrisiko», sagte FDP-Stadtrat Alexander
Liebel am Donnerstag bei der Inbetriebnahme eines solchen umgebauten
Zigarettenautomaten. Spritzenautomaten gibt es deutschlandweit schon
in zahlreichen Städten - etwa in München.

Für jeweils 50 Cent können etwa Päckchen mit Spritzbesteck, mit
Aluminiumfolien oder Zubehör-Sets mit Kochsalzlösung und
Ascorbinsäure zur sterilen Verflüssigung von Heroin gekauft werden.
Den 1500 Euro teuren Automaten finanzierte ein anonymer Spender, wie
die Junge Liberale Luiza Sydorova sagte. Insgesamt sollen in Nürnberg
zehn Spritzenautomaten aufgestellt werden, wie aus dem Antrag der FDP
hervorgeht. Die Initiative geht auf einen Vorschlag des Jugend- und
Drogenhilfevereins Mudra und der Aidshilfe Nürnberg-Erlangen-Fürth
zurück.

Nach Angaben von Mudra war Nürnberg 2017 hinter Berlin und Köln die
Stadt mit den drittmeisten Drogentoten pro Einwohner. In diesem Jahr
wurden bisher zehn Drogentote registriert, im gesamten vergangenen
Jahr waren es 15. «Es ist unglaublich viel Heroin auf dem Markt, auch
der Reinheitsgrad hat sich erhöht», berichtete Mudra-Vorstand Norbert
Wittmann. Damit steige das Risiko für die Konsumenten. «Die
Konsumenten müssten eigentlich weniger dosieren, verschätzen sich
aber immer häufiger bei der Dosis.»

Daher sei nach einem Rückgang 2018 nun wieder mit einer steigenden
Zahl an Drogentoten zu rechnen. Mudra und zwei weitere Vereine
betreuen nach Wittmanns Worten im Großraum Nürnberg rund 4000
Konsumenten harter Drogen. Die Dunkelziffer liege vermutlich vier-
bis fünf Mal höher, sagte er.

Die FDP-Bundestagsabgeordnete Katja Hessel forderte zusätzlich
Drogenkonsumräume in Bayern. In diesen könnten sich Abhängige unter
sterilen Bedingungen und betreut durch medizinisches und
sozialpädagogisches Fachpersonal Injektionen verabreichen, ohne in
Lebensgefahr zu geraten. «Mit ihrer Blockadehaltung bei
Drogenkonsumräumen verhindert die Staatsregierung, dass diese
Tragödien vermieden und Menschenleben gerettet werden», kritisierte
sie.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums ging die Zahl der
Drogentoten in Bayern zuletzt zurück, und zwar von 308 im Jahr 2017
auf 235 im vergangenen Jahr. Ministerin Melanie Huml (CSU) sagte,
zwar gewährleisteten Spritzenautomaten eine Versorgung mit sterilen
Injektionsutensilien rund um die Uhr. Achtlos weggeworfenes
Spritzbesteck gefährde aber Unbeteiligte. Sicherer seien
Spritzentauschprogramme, die es in den großen Städten Bayerns bereits

gebe. Dabei würden saubere Spritzen nur im Austausch mit den
gebrauchten abgegeben.

Drogenkonsumräume, wie sie in anderen Bundesländern existieren,
lehnte die Ministerin ab. «Diese schaffen eine staatlich tolerierte
Drogenszene. Das steht im Widerspruch zur strafrechtlichen Verfolgung
von Besitz und Erwerb von Rauschgift. Es würden faktisch rechtsfreie
Räume geschaffen, die den illegalen Drogenhandel anziehen können.»