Israelis lehren Behandlung von Überlebenden des Jesiden-Genozids

Tel Aviv (dpa) - Experten in Israel haben 15 irakische
Sozialarbeiterinnen für die Behandlung von traumatisierten
Überlebenden des Genozids an den Jesiden geschult. Tausende Jesiden
wurden 2014 im Nordirak von Kämpfern der Terrormiliz Islamischer
Staat (IS) verschleppt und versklavt. «Wir empfinden eine moralische
Verpflichtung, nicht nur die Effekte von Genoziden zu studieren,
sondern unser Wissen zu teilen, um diejenigen, die darunter leiden,
zu unterstützen», sagten Yaakov Hoffman and Ari Zivotofsky, Forscher
an der Bar-Ilan-Universität nahe Tel Aviv, laut einer Mitteilung. Der
zweiwöchige Kurs endete am Donnerstag.

IS-Kämpfer hatten im August 2014 bei ihrem Feldzug im Nordirak mehr
als 10 000 Jesiden im Sindschar-Gebirge eingekesselt. Sie nahmen
Tausende Frauen und Kinder der religiösen Minderheit gefangen und
versklavten sie. Tausende Männer wurden getötet.

Der Kurs sei der erste seiner Art gewesen, hieß es. Die Jesidinnen
und Christinnen seien «diskret» nach Israel gebracht worden.
Entscheidend dabei sei der in Deutschland ansässige jesidische
Menschenrechtler Mirza Dinnayi gewesen. Die ebenfalls an dem Projekt
beteiligte Hilfsorganisation IsraAid habe bereits Betroffene im Irak
und in Deutschland unterstützt. Israel und der Irak unterhalten keine
diplomatischen Beziehungen.

Forscher der Bar-Ilan-Universität haben laut der Mitteilung in den
vergangenen vier Jahren Überlebende der IS-Gefangenschaft untersucht.
Demnach litt mehr als die Hälfte an einer komplexen posttraumatischen
Belastungsstörung, 23 Prozent hätten eine einfache posttraumatische
Belastungsstörung. Beide Erkrankungen müssten unterschiedlich
behandelt werden.

Seit der Verschleppung der Frauen sind nach offiziellen Angaben vom
April 3425 Menschen aus der Hand des IS befreit worden. Das Schicksal
von knapp 3000 Frauen ist noch unklar. Baden-Württemberg hat seit
2015 etwa 1000 Frauen und Kinder aufgenommen, die in
IS-Gefangenschaft waren.