Marburger Bund: Sterbehilfe-Urteil des BGH schafft neue Probleme

Leipzig (dpa) - Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund hat die
Sterbehilfe-Entscheidung des Bundesgerichtshofes (BGH) kritisiert.
Das Urteil löse keine Probleme, sondern schaffe neue, erklärte der 1.
Vorsitzende Rudolf Henke. Es gebe einen deutlichen Widerspruch zu den
berufsrechtlichen Grundsätzen der Mediziner. «Wenn wir Ärztinnen und

Ärzte in unseren Grundsätzen von Sterbebegleitung sprechen, meinen
wir Beistand und Fürsorge für Menschen, die den Tod vor Augen haben.
Sterbebegleitung kann und darf aber keine Hilfe zur Selbsttötung
sein», erklärte Henke.

Der 5. Strafsenat des BGH hatte am Mittwoch die Freisprüche zweier
Ärzte bestätigt, die ihre sterbewilligen Patienten bis in den Tod
betreut, aber keine Maßnahmen zur Lebensrettung ergriffen hatten. Der
BGH bestätigte damit Urteile der Landgerichte in Berlin und Hamburg.

Henke sagte, eine schleichende Legalisierung des ärztlich begleiteten
Suizids, wie sie im Urteil des BGH zum Ausdruck komme, sende sehr
problematischen Signale in die Gesellschaft. «Wer alt und krank ist,
darf nicht auf den Gedanken kommen, er würde anderen zur Last fallen,
um dann den vermeintlichen Ausweg Suizid zu wählen.» Hinter einem
Sterbewunsch verberge sich häufig seelisch Not. Ärzte seien
gefordert, Menschen Wege zum Weiterleben aufzuzeigen.