Kinderärzte gegen Ethikrat: Masern-Impfpflicht unverzichtbar

Berlin (dpa) - Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte zeigt
sich davon überzeugt, dass die Masern in Deutschland ohne eine
Impfpflicht nicht ausgerottet werden können. Er wandte sich am
Samstag entschieden gegen die Einschätzung des Deutschen Ethikrates,
dass die von der Bundesregierung geplante Impfpflicht in Kitas und
Schulen nicht gerechtfertigt sei. Es sei wirklichkeitsfremd, wenn das
Gremium zwar die moralische Pflicht zur Impfung anerkenne, die
rechtliche Pflicht aber ablehne, erklärte der Verband.

Kinder- und Jugendärzte verwendeten einen großen Teil ihrer Arbeit
darauf, Eltern über Nutzen und Risiken aufzuklären, Impfbücher zu
kontrollieren und an ausstehende Impfungen zu erinnern. Aber es gebe
viele Eltern, die erst gar nicht in die Praxen kämen oder die ihren
Kindern nicht die wichtige Zweitimpfung geben ließen, erklärte der
Verband. Grund sei meist Vergesslichkeit und Nachlässigkeit.

«Das Ansteckungsrisiko für ihre eigenen Kinder und erst recht für
andere Kinder übersehen diese Eltern», kritisierte der Berufsverband.
«Daher fordern wir: So wie es eine allgemeine Schulpflicht zum Wohle
der Kinder und der ganzen Gesellschaft gibt, sollte es auch eine
allgemeine Impfpflicht geben, nachdem alle gut gemeinten
Aufklärungskampagnen der letzten Jahre nicht dazu geführt haben, die
Masern in Deutschland auszurotten.»

Der Ethikrat hatte erklärt, die Impfpflicht für Kinder in Kitas und
Schulen sei wegen der hohen Impfquoten in diesen Altersgruppen nicht
gerechtfertigt. Grundsätzlich sei es keine reine Privatangelegenheit,
ob man sich gegen eine hochansteckende Infektionskrankheit impfen
lasse. Angesichts einer solchen «moralischen Pflicht» sei aber zu
prüfen, für wen auch eine Rechtspflicht erforderlich sei.

Nach dem Plan von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) soll eine
Impfpflicht gegen Masern ab März 2020 für Kinder und das Personal in
Kitas und Schulen kommen, außerdem für Beschäftigte in medizinischen

Einrichtungen.